Die versunkene Stadt Pompeji übt eine ganz besondere Faszination auf Besucher aus aller Welt aus. Auch meine Freundin Ellen hat die weltberühmte Ruinenstadt auf ihrem Süditalien Roadtrip erkundet. Im letzten Teil ihres Erfahrungsberichts verrät sie dir ihre Pompeji Tipps für einen Tag und alles, was du für deinen Besuch in Pompeji wissen musst.
Inhalt
Was ist so besonders an Pompeji?
Pompeji liegt in der süditalienischen Region Kampanien, unweit der Küste am Golf von Neapel. Die antike römische Stadt erstarrte an einem Oktobertag im Jahr 79 n. Chr. Ein massiver Vulkanausbruch des Vesuv begrub die lebendige Stadt und ihre Bewohner unter einer gewaltigen Schicht aus Asche und Bimsstein und konservierte sie so. Das Gesetz der Zeit – Werden und Vergehen – verlor über 1.600 Jahre seine Gültigkeit.
In der weitläufigen archäologischen Ausgrabungsstätte Pompeji sind die freigelegten Ruinen der versunkenen Stadt zu besichtigen. Sie erlauben uns einen einmaligen Einblick in das Alltagsleben der Römer zu dieser Zeit. Ein besonders ergreifendes Kernstück ist der “Garten der Flüchtenden”, der das Schicksal der in Sekundenschnelle “versteinerten Menschen” von Pompeji zeigt.
Nützliche Tipps für deinen Pompeji Besuch
„Good to know….“
Pompeji ist kräfteraubend, ein wahres Labyrinth. Darum findest du hier einige wichtige Tipps vorab, damit du am meisten von deinem Besuch hast. Und er außerdem nicht schmerzhaft vorzeitig endet:
- Für den Besuch der Ausgrabungsstätte sollte man mindestens drei Stunden einplanen, um die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Pompejis zu sehen.
- Der Audioguide ist unerlässlich, genauso wie die offizielle Pompeji-Karte – den Plan gibt es kostenlos am Haupteingang. Auf der offiziellen Website kann man die Pompeji-Karte und den Führer durch die Ausgrabungen von Pompeji herunterladen.
- Umso mehr, wenn man wenig Zeit hat: Eine inhaltliche Vorbereitung bereits vor dem Besuch. Sonst eilt man an wichtigen Sehenswürdigkeiten vorüber und läuft sich im Straßengewirr müde.
- Gutes Schuhwerk: Die Straßen sind uneben, die Pflastersteine riesig und unregelmäßig. So manchen Touristen sahen wir humpeln mit umgeknicktem Fuß. Eine Erste-Hilfe-Station haben wir nicht entdeckt.
- In der heißen Jahreszeit: Ausreichend Wasser, Sonnenbrille, Kopfbedeckung und Sonnencreme.
- Einen Snack für alle Fälle, um nicht am Kiosk vor dem Forum anstehen zu müssen.
- Toiletten befinden sich nur an allen Eingängen sowie im Restaurant, an der Villa dei Misteri und der Porta di Nola, also am Stadtrand. Inmitten des Geländes gibt es keine Toiletten.
Pompeji Tickets & Öffnungszeiten
Vom 1. April bis 31. Oktober ist die Ausgrabungsstätte von 9 – 19 Uhr geöffnet (letzter Einlass 17:30 Uhr). Von 1. November bis 31. März schließt sie bereits um 17 Uhr (letzter Einlass 15:30 Uhr).
Es gibt verschiedene Pompeji Tickets:
- Ein Expressticket, das für 18 € nur für die Ausgrabungen von Pompeji gilt.
- Ein Ticket für 22 €, das Pompeji und weitere Villen umfasst.
Über drei Eingänge kannst du das riesige Ausgrabungsgelände von Pompeji betreten:
- Porta Marina (via Villa dei Misteri)
- Piazza Esedra (Piazza Porta Marina Inferiore)
- Piazza Anfiteatro (Piazza Immacolata)
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Erfahrungsbericht über unseren Tag in Pompeji
Etwas müde können wir es trotzdem kaum erwarten, an unserem letzten Tag in Süditalien endlich die berühmte Ruinenstadt Pompeji zu besuchen. Unsere Vorfreude ist riesig, denn fasziniert sind wir schon seit Beginn unserer Reise beim abendlichen Anflug auf Neapel. Noch nie haben wir uns so sehr über einen Fensterplatz gefreut: Etwa 25 Kilometer südlich der Stadt ist das etwa 60 Hektar große Areal von Pompeji stimmungsvoll beleuchtet, Amphitheater und Forum sind sofort erkennbar.
Anreise von der Amalfiküste nach Pompeji
Frühmorgens nehmen wir wieder von Maiori den SITA-Bus bis zum Bahnhof von Salerno. Von dort fährt die Trenitalia-Linie in 20 – 40-minütigen Fahrten bis zum Bahnhof Scarfati mitten im modernen Pompeji. Die liebenswürdige Stadt mit ihrer neobarocken Kuppel-Basilika ist auch ohne die berühmteste Ruine der Welt definitiv einen Besuch wert.
Vom Bahnhof sind es 800 Meter zu Fuß bis zum Haupteingang der Ausgrabungsstätten an der Piazza Anfiteatro. Hier sind die Tagestickets am günstigsten und es gibt auch den offiziellen Audioguide, der ein Muss ist.
Rundgang durch die Ruinenstadt: Pompeji erzählt Geschichten
Wo sollen wir anfangen, um uns der antiken Stadt zu nähern, die 79 nach Chr. unter der Vulkanasche begraben und konserviert wurde? Eine römische Kolonie mit pompösen Villen, 2.000 Jahre alten Fresken, Mosaiken und den Schrecken der Verschüttung durch den Ausbruch des Vesuvs. Wie herausfinden, wer die Menschen waren und wie sie lebten?
Insider-Tipp: Viel Zeit spart man, wenn man den Pompeji-Rundgang am Amphitheater beginnt, um Wege nicht hin und zurück gehen zu müssen, falls man weiter in Richtung Neapel will. Dann kann man die Stätten durch die Porta Marina verlassen und an der Bahnstation Pompeji Scavi – Villa dei Misteri in die Linie Neapel-Sorrent der Circumvesuviana steigen.
Wir folgen dem Rundgang des Audioguides mit Start am Amphitheater, um uns über die 900 Meter lange und fast neun Meter breite Via dell‘ Abbondanza mit ihren Villen, Läden, Kneipen, Bäckereien, kleineren Häusern, Wohnungen und Zimmern über das Forum bis zur etwas abgelegenen Mysterienvilla „vorzuarbeiten“.
Die Via dell‘ Abbondanza (der decumanus maximus) erzählt uns, wie modern Pompeji war, wie groß die Verbindung zu unserer Lebenswirklichkeit ist. Auch wenn an der Hauptstraße Pompejis öffentliche und repräsentative Gebäude reicher Familien lagen, mussten viele Menschen auf engem Raum gelebt haben. Wohnraum muss knapp gewesen sein, so wie heute in unseren Großstädten.
Unsere mitgebrachten Vorstellungen und Ideen ändern sich schnell, denn die römische Kolonie Pompeji war so viel mehr als der „Hotspot“ am Golf von Neapel, in dem sich die römische Oberschicht vor 2.000 Jahren niederließ. Es war eine Welt verschwenderischer Villen mit ihren Atrien, Friesen und Fresken, vertreten durch Beispiele wie die Mysterienvilla, das Haus der Vettier oder das Haus des Fauns. Der überwiegende Teil der Bevölkerung lebte in einfachen Wohnquartieren, angelegt als Reihenhäuser mit höchstens kleineren offenen Höfen.
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Eine Frage des Stils: Die vier Stile Pompejis
Der Zauber und die Schönheit der Wandmalereien mit Landschaften, Stillleben, Ornamenten und Blumenmotiven, Szenen aus dem Alltag und der Mythologie ziehen uns in ihren Bann. Dass sie verschiedenen Epochen angehören müssen, erkennen wir schnell und darüber wollen wir mehr wissen. Die Wandmalereien waren der Schlüssel für Archäologen und Kunsthistoriker, um Monumente datieren und die verschiedenen Phasen der Innendekoration in den Jahrhunderten beschreiben zu können.
1. Der Mauerwerkstil
Im Ersten Pompejanischen Stil oder Mauerwerkstil (ca. 200 – ca. 80 v. Chr.) ist auf das Auge kein Verlass: Prunkvolle Mauerstrukturen wurden imitiert, architektonische Elemente wie Wandnischen, Türen oder Fenster aus vielfarbigem Stuck sind perfekte „trompe l’oeils“. Inspiriert von öffentlichen Prachtbauten, wurden sie wie Verputz plastisch auf die Wände aufgetragen. Ein Haus schien durch „Scheintüren“ größer und sein Besitzer wohlhabender.
2. Der Architektur- oder Illusionsstil
Im zweite Pompejanische Stil oder Architektur- oder Illusionsstil (ca. 100 – 20 v. Chr.) verschwanden die plastischen Stuckierungen. Jetzt waren großflächige Fresken in realistisch perspektivischer Gestaltung angesagt, die aus der Theaterarchitektur stammten. Plastische, aufwändig gegliederte Wände blieben dennoch das Ziel. Wände wurden dreigeteilt mit vorgelagerten Säulen, Scherwänden in der Mitte und danach gerahmten illusionistischen Ausblicken.
3. Der Ornamentale Stil
Der dritte Pompejanische Stil oder ornamentale Stil (ca. 20. v. Chr. – 50 n. Chr.) unterschied sich von seinen beiden Vorgängern darin, dass die architektonischen Elemente immer abstrakter und ornamentaler werden. Statt einen Ausblick zu bieten, ist die Wand nun Bildträger. Große, einfarbige Felder mit oft dunklen Sockel-, roten Mittel- und weißen Oberzonen schaffen eine Symmetrie, die durch feine an Kandelaber erinnernde Gebilde aufgelockert werden.
4. Der Fantasiestil
Modern, als Pompeji unter dem Ascheregen versank, ist der vierte Pompejanische Stil oder Fantasiestil (ab ca. 50 – 79 n. Chr.) der am meisten verbreitete mit einer Fülle an zierlichen Elementen, gemalt auf engem Raum. Weiterhin wurden mythologische Bilder verwendet und man kehrte zu weniger abstrakten, aber unrealistischen Scheinarchitekturen zurück. Die Wand wird in dieser Zeit dezentralisiert: harmonisch verteilt, finden sich in der Mitte Darstellungen von Teppichen. Zwischen den Teppichen erscheinen Durchblicke auf filigrane künstliche Architekturgebilde, die der realen Welt gegenübergestellt werden.
Ein Drittel der Stadt ist noch nicht freigelegt und damit schlummern noch viele Wandmalereien unter der Ascheschicht. Um sie vor dem Verfall zu schützen, wurden viele der Fresken von den Wänden gelöst und ins Archäologische Museum von Neapel gebracht.
Die bekanntesten Pompeji Sehenswürdigkeiten in wenigen Stunden
Hier unsere Eindrücke einiger der Hauptattraktionen der Ruinenstadt, die uns die Geschichten der Häuser und Bewohner Pompejis näherbringen sollen.
Die Stabianer Thermen
Man könnte sie als SPA bezeichnen: die Stabianer Thermen zählen zu den technologisch raffiniertesten und großzügigsten Anlagen Pompejis. Sie liegen im Zentrum der Stadt am wichtigsten Verkehrsknotenpunkt, der Kreuzung der Via dell’ Abbondanza (der decumanus maximus, der Pompeji von West nach Ost einteilt) und der Via Stabia.
Besonders beeindruckend sind die Palästra, ein Trainingsplatz für Athleten, die Natatio, das Freischwimmbad, und die Boccia-Bahn – Freizeitvergnügen für „Besserverdienende“. Die eigentlichen Thermalgebäude befinden sich rechts vom Säulengang.
Durch den ersten Eingang kommt man in das Apodyterium, dem Männer-Umkleideraum, mit einem Marmorboden und einer reich verzierten Kassettendecke, größer und prächtiger dekoriert als der danebenliegende der Frauen. Doppelte Böden und Tonleitungen in den Wänden sorgten dafür, dass sich die warme Luft aus dem Praefurnium, dem nicht sichtbaren Brennofen, ausbreitete. Für „SPA-Anwendungen“ wie Massagen gab es abgetrennte Räume, ausgeführt von dafür ausgebildeten Sklaven.
Casa Lupanar
Woher kommen die langen Besucherschlangen? Über die Via Vico Storto gehen wir weiter in Richtung Forum. Ach ja, wir sind an der Casa Lupanar des Africanus angekommen, das Wort kommt von lateinischen lupa, die Wölfin, einem ziemlich deftigen Begriff für Prostituierte.
Über den Türen der Zellen mit gemauerten Betten sind Bilder mit verschiedenen unmissverständlichen Motiven dargestellt. Nicht, um die Fantasie anzuregen, wie wir erfahren, sondern als Preisliste der angebotenen „besonderen Künste“.
Die hier arbeitenden Sklavinnen sollen aus vielen Ländern gekommen sein und oft nicht des Lateinischen mächtig. Prostitution gehörte zur Normalität des römischen Alltags, die Dienstleistung gab es schon für kleines Geld im Zehn-Minuten-Takt. Wer das Lupanar selbst aufsuchte, gehörte aber zu den unteren Klassen. Angehörige der höheren Klassen ließen sich zu Hause bedienen.
Die Piazza dei Fori, das Forum
Über die Via dell’Abbondanza gehen wir weiter nach Westen zum Forum, der Piazza dei Fori. Diese erreicht man auch ganz schnell, wenn man Pompeji über die Porta Marina betreten hat. Der über 140 Meter langgestreckte Platz, nur 38 Meter breit, mit Blick auf den Vesuv, war das Herz der Stadt und Zentrum des politischen, religiösen und kommerziellen Lebens.
Von der Architektur des Forums erkennen wir nur noch ein Schema davon, wie es einmal aussah, mit zerbrochenen Säulen und Bögen und den brüchigen Fassaden von einstmals großen Tempeln und Säulengängen.
Das Forum mit seiner rechteckigen Freifläche zählt zu den ältesten Anlagen Pompejis. Die Ostseite war von Geschäften gesäumt, im Westen lag der Apollo-Tempel, das älteste Gebäude auf dem Platz, das auf das 6. Jh. v. Chr. zurückgeht, als Pompeji als kleine Siedlung entstand.
Anmutig auf der einstigen Fläche des Tempels ist die Apollo-Statue, eine Kopie, dessen Original im Archäologischen Museum in Neapel steht. Das nördliche Ende des Forums wird durch den Jupitertempel, auch Kapitol genannt, markiert. Nach dem Aufstieg Pompejis zur römischen Kolonie wurde er den Göttern Jupiter, Juno und Minerva geweiht. Beeindruckt sind wir davon, dass die Apollo-Statue und der Jupitertempel genau in einer Linie zum Vesuv stehen.
Casa del Fauno
Das größte und prunkvollste Haus Pompejis verläuft über einen ganzen Häuserblock von 3.000 Quadratmetern. Es soll für Puplius Sulla errichtet worden sein, der sich als „Lobbyist“ für die Interessen Roms eingesetzt hatte. Der Name des Hauses stammt von der kleinen Bronzeskulptur eines tanzenden Fauns (Gott der Natur und des Waldes) in der Mitte des Impluviums, dem Wasserbecken, im Hauptatrium.
Zu den spektakulärsten Funden gehört das Bodenmosaik der Alexanderschlacht zwischen den beiden Säulenhöfen. In den Nebenräumen finden sich ein Fischmosaik und das Liebesspiel zwischen einem Faun und einer Bacchantin.
Casa dei Vettii
Eines der berühmtesten Wohnhäuser Pompejis, wurde die Casa dei Vettii durch zwei freigelassene Sklaven errichtet. Die hatten es unter anderem als Weinhändler zu erheblichem Wohlstand gebracht. Wir treffen auf eine beeindruckende Anzahl von Fresken im 4. Stil mit ikonografischen Themen und mythologischen Figuren. Der Eingang wird von der Figur des Priapos bewacht, der unübersehbar mit seinem “wertvollsten” Körperteil vom Wohlstand der Besitzer zeugen soll.
Die am schönsten dekorierten Räume sollen mit raffinierten mythologischen Bildern den hohen Bildungsgrad der Bewohner bekunden. Dionysos, der die von Theseus zurückgelassene Ariadne auf Naxos entdeckt. Herkules als Kind erwürgt die von der eifersüchtigen Göttin Juno geschickten Schlangen.
Casa del Poeta Tragico
„Hüte dich vor dem Hund“-Schilder gab es schon in der Antike. Das „Haus des tragischen Dichters“ hat seine Bekanntheit nicht wegen der Mosaiken erlangt, auf welchen eine Theaterszene im Arbeitszimmer seines Besitzers Publius Aninius dargestellt wird: Es ist das Mosaik auf dem Fußboden des Haupteingangs auf der Via Mercurio mit einem gefährlich dreinblickenden Hund und der Inschrift „CAVE CANEM“.
Dargestellt ist der „Canis catenarius, der Wachhund am Eingang von Häusern, der Diebe und böse Geister fernhalten sollte. Alle Räume sind farbenfroh in gelb und rot mit mythologischen Szenen aus der Ilias von Homer bemalt.
In großen Raum des hinter dem Atrium liegenden Teils des Hauses sieht man die von ihrem Retter Theseus auf der Insel Naxos schlafend zurückgelassene Ariadne und die jungfräuliche Göttin Artemis mit Kallisto, dem Mädchen, das ihr zugeeignet war. Zur Bestrafung ihrer Schwangerschaft verwandelte sie die Göttin Juno in einen Bären. Zeus hat es wieder wettgemacht, indem er sie später in ein Sternbild verwandelte, der seither als der Große Bär am Himmel steht.
Villa dei Misteri
Der Saal Nr. 5 hat der Mysterienvilla ihren Namen gegeben: Das Fries mit Darstellungen dionysischer Mysterien machten sie zu einem der bedeutendsten Fundorte der klassischen Archäologie. Es soll sich um die Darstellung eines Mysterienritus – des Ritus des Gottes Dionysus gemeinsam mit Ariadne – handeln, an dem nur die Eingeweihten (grch. „Mystai“) teilnehmen konnten.
Das Fries der Mysterien ist in eine Reihe von Szenen gegliedert, die weibliche Figuren bei rituellen Handlungen und mythologischen Figuren – Faune und geflügelte Figuren – zeigen. Neben Tanz und Weingenuss wird die rituelle Geißelung einer jungen Frau dargestellt.
Der Garten der Flüchtenden
Nach einer Pause und Stärkung lassen wir unseren Rundgang Revue passieren. Was uns fehlt, ist ein Eindruck von den Menschen, die vor fast 2.000 Jahren in Schrecken und Qualen ihr Leben lassen mussten, als Pompeji in Asche und Lava versank. Wir gehen fast zurück bis zum Haupteingang, in dessen Nähe sich der „Garten der Flüchtenden“ befindet.
Ein Euphemismus, bedenkt man, was die Menschen – kürzer oder länger – ertragen mussten. Erfasst von den heißen, rasend schnell talwärts strömenden Gasen, Asche und Trümmergestein des Vesuvs, starben sie in Sekunden an einem Hitzeschock.
Der Garten der Flüchtenden ist für uns nur im ersten Augenblick ein Gruselkabinett, so lebendig und gleichsam melancholisch sind für uns die bis zu 1.700 Jahre lang verschollenen Menschen in der Haltung im Moment ihres Todes. Fast als ob die Menschen plötzlich mit dem Zauberstab berührt worden wären und gleich wieder aufstehen.
Natürlich überdauerten sie nicht in dieser Form, denn es handelt es sich um Gipsabgüsse mit Hilfe eines damals Aufsehen erregenden Verfahrens, 1863 entwickelt vom Ausgrabungsleiter Giuseppe Fiorelli. Bei den Ausgrabungen entdeckte Hohlräume, die ein menschlicher Körper oder Tiere im erhärteten Stein hinterlassen hatten, wurden mit Gips gefüllt. So erhielt man Gipsabdrücke der Körper, die sich in fast zwei Jahrtausenden aufgelöst hatten.
Anleitung zum Wiederkommen
Beeindruckt und ermattet zugleich von einer Stadt mit einem ewig andauernden Alltag von vor 2.000 Jahren, kommen wir wieder am Haupteingang an. Wir besuchen den wunderschönen modernen Museums-Shop mit einer großen Auswahl an Pompeji-Literatur in verschiedenen Sprachen.
Dort legen wir uns den neuen und ersten offiziellen Kurzführer des parco archeologico di pompeji in einem praktischen Format zu. Mit seinen Tipps zur Herangehensweise eines Besuches und seinen hervorragenden Texten rund um Pompeji und das Ausgrabungsgeschehen können wir ihn dir nur empfehlen.
Wir haben längst nicht alles gesehen und entdeckt, aber jetzt haben wir eine gute Grundlage und einen fabelhaften Eindruck, um sobald wie möglich das Museo Archeologico Nazionale di Napoli zu besuchen. Dort werden viele hervorragend erhaltene Fundstücke Pompejis aufbewahrt. Und irgendwann werden wir dann auch an den unwirklich-wirklichen Ort Pompeji zurückkehren.
Weitere Teile des großen Italien Reiseberichts
Du möchtest mehr von Ellen lesen? Dann findest du hier die beiden anderen Erfahrungsberichte über Ellens großen Italien Roadtrip:
- Amalfiküste: Urlaub im Paradies für Dichter, Musiker & Hollywood-Stars
- Die besten Neapel Sehenswürdigkeiten und Tipps für einen Tag
Über meine Gastautorin Ellen
Ellen kenne ich seit vielen Jahren, zuerst als Kollegin, dann als Freundin. Sie wäre meine erste Wahl, sollte ich eines Tages bei Günter Jauchs „Wer wird Millionär?“ einen Telefon-Joker benötigen. Keine ist so bewandert in Kunst und Kultur wie sie. Ich freue mich sehr, dass sie ihre herrlich nostalgischen Italien Reiseberichte mit vielen Geheimtipps hier bei mir auf dem Blog teilt.
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