Viele Touristen kennen nur den quirligen westlichen Teil Norderneys mit der Stadt, der Strandpromenade und den stadtnahen Stränden. Man kann auf der Insel aber auch tolle Wanderungen oder Radtouren abseits der touristischen Hotspots machen. Es gibt ein über 80 km langes Netz an Wanderwegen entlang der Strände, durch die Dünen und kleinen Wäldchen und entlang der Salzwiesen am Wattenmeer.
Die für uns schönste und zugleich auch längste Wanderung auf Norderney führt zum Schiffswrack am östlichen Inselende. Bei schönem Wetter solltest du dir unbedingt einen Tag für diese Tour reservieren. Du wirst begeistert sein!
Inhalt
Informationen rund um die Wandertour zum Norderneyer Wrack
Wo startet die Wanderung?
Wenn du in der Saison, die hier oben Ende März/Anfang April beginnt, auf der Insel bist, kannst du mit dem Bus ab Busbahnhof bis zur Oase fahren. Diese Haltestelle wird von allen wegen des ehemaligen Restaurants so genannt. Seit einiger Zeit ist in der kernsanierten Oase das Restaurant Strandpieper Norderney zu finden. Von dort aus ist die Wanderstrecke zum Wrack und zurück gute 14 Kilometer lang.
Bist du wie wir knapp vor der Saison hier, fährt der Bus leider nur sehr unregelmäßig und nur bis zum Leuchtturm. Das verlängert die Wanderstrecke auf 18 Kilometer!
Falls du mit dem Auto auf der Insel bist oder dir ein Fahrrad gemietet hast, ist der Parkplatz Ostheller der letztmögliche Parkplatz auf Norderney. Ab hier ist die Wanderstrecke ebenfalls 14 Kilometer lang.
Wie lange dauert die Tour?
Für die 18 Kilometer lange Strecke, die wir gelaufen sind, solltest du mindestens vier Stunden reine Wanderzeit einplanen. Wenn du Pausen machen, Muscheln suchen, Vögel beobachten oder einfach nur das Meer genießen möchtest, dauert es natürlich deutlich länger. Das musst du einkalkulieren, wenn du mit dem Bus in die Stadt zurückfahren willst. Sonst ist die Gefahr groß, dass du den letzten Bus verpasst oder lange auf den nächsten warten musst.
Der Nationalpark ist Teil des UNESCO-Weltnaturerbes
Die ostfriesische Insel Norderney liegt im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, dem zweitgrößten deutschen Nationalpark. 2009 wurde das Wattenmeer zusätzlich als weltweit einmalige Naturlandschaft als UNESCO-Weltnaturerbe ausgezeichnet.
Die gesamte Osthälfte Norderneys ist ein einzigartiges Naturschutzgebiet. Die Salzwiesen sind wichtige Brutgebiete für viele Vogelarten wie Möwen, Brandgänse und den seltenen Rotschenkel. Viele Zugvögel rasten hier und sammeln Energie für den Weiterflug. Nach dem Parkplatz Ostheller beginnt die Ruhezone der Insel und ab hier geht es für alle nur noch zu Fuß weiter. Die Ruhezone ist die am strengsten geschützte Zone und darf ganzjährig nur auf den zugelassenen Wegen betreten werden.
Hier kannst du die ursprüngliche Seite der Insel, die uns so gut gefällt, kennenlernen. Angeblich lässt sich nirgendwo auf den ostfriesischen Inseln die Artenvielfalt besser beobachten als am Ostheller auf Norderney.
Mehr über den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer erfahren kannst du bei einem Besuch in den 2015 nach komplettem Umbau neueröffneten „Watt Welten“, dem UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum Norderney am Fährhafen. Dort gibt es viele Informationen und eine nicht nur für Kids sehr spannende interaktive Ausstellung rund um das Wattenmeer.
Die Routen zum Wrack an der Ostspitze Norderneys
Es gibt drei Routen, um zum Wrack zu gelangen:
- Der Weg am Strand entlang eignet sich vor allem bei Westwind, dann hat man den Wind im Rücken.
Die beiden anderen Routen sind bis zum Aussichtspunkt Peilbake auf der Möwendüne gleich, dann gabeln sie sich:
- Der eine Weg verläuft südlich durch die Salzwiesen am Watt und ist bei Flut an manchen Stellen nicht trockenen Fußes begehbar. Diesen solltest du nur bei Ebbe wählen.
- Der andere Weg geht durch die Dünen in der Inselmitte weiter und ist im zeitigen Frühjahr oder bei Regen streckenweise sehr matschig.
Unsere Wanderung: Weiße Sandstrände und grandiose Natur
Entlang des schönsten Strandabschnitts von Norderney zum Wrack
Wir fahren mit dem ersten Bus ab dem Busbahnhof Norderney bis zum Leuchtturm, der Endhaltestelle in der Vorsaison. Dann queren wir die Dünen bis zur Oase, wo sich der FKK-Strand befindet. Da sowohl das Restaurant als auch die Strandsauna mit Panoramablick saisonbedingt noch geschlossen haben, ist der Strand nahezu paradiesisch menschenleer.
Mit dem Wetter haben wir riesiges Glück: Der Hochnebel hat sich seit Tagen zum ersten Mal verzogen und nach einiger Zeit zeigt sich ein strahlend blauer Himmel. Zudem ist es nahezu windstill, sodass wir den Hinweg zum Wrack wie beim letzten Mal wieder am Strand entlang machen können.
Diese Route entlang des wunderschönen, feinsandigen Strands ist zwar etwas länger als die durch die Dünen im Inselinnern, aber einfach traumhaft schön. Man glaubt fast, durch eine Mondlandschaft zu wandern – überall nur Sanddünen und wenige Gräser.
Unterwegs sammeln wir Muscheln und Wellhornschnecken, beobachten die lustigen Austernfischer und frechen Möwen, die sich am Wassersaum tummelten und lauschen dem Meeresrauschen. Wir Pollen-Allergiker genießen die Strandspaziergänge immer besonders – wo sonst hat man so pollenfreie Luft wie hier auf der Insel!
Nach rund zwei Stunden erreichen wir unser Ziel, das ausgeweidete Wrack des Muschelbaggers „Capella“ an der Ostspitze der Insel. Dort machen wir Pause und verspeisen unser mitgebrachtes Essen mit Blick auf die benachbarte Insel Baltrum.
Wenn du Glück hast, liegen Seehunde süd-östlich des Wracks an der Inselspitze und sonnen sich. Bei uns sind diesmal einige zu sehen und nicht nur unsere Kids völlig begeistert. Die Seehunde sind durch einen Drahtzaun vor zu neugierigen Besuchern geschützt.
Das Geheimnis des Wracks auf Norderney
1967 strandete der Heringslogger „Ministerialrat Streil“ am östlichen Ende der Insel. Der Muschelbagger „Capella“ versuchte, für den Heringslogger einen Kanal in tieferes Wasser auszuheben. Leider missglückte dieser Bergungsversuch und seither liegt der Muschelbagger dort selbst fest. Der Heringslogger konnte übrigens Wochen später befreit werden.
Der Muschelbagger legte sich über die Jahre auf die Seite und ist seither eines der beliebtesten Fotomotive der Insel. Übrig ist nicht viel mehr als ein Haufen rostiger Stahl, an dem sich Hobbykünstler kreativ ausgetobt haben. Wir waren beim ersten Mal richtig enttäuscht, dass das Wrack nicht spektakulärer ist.
Daher sieh es einfach so wie wir: Das Wrack ist nur das Ziel dieser herrlichen Wanderung, die Hauptrolle spielt aber eindeutig die grandiose Natur ringsum!
Norderney für Bernsteinsucher
Ein spannendes Hobby vieler Strandspaziergänger ist die Bernsteinsuche. Besonders hier am Ostende der Insel sieht man viele, die im Spülsaum nach dem fossilen Baumharz suchen. Bernstein liegt übrigens selten allein im Sand, sondern zusammen mit Dingen, die die gleiche spezifische Dichte und Größe haben wie beispielsweise Holzstücke oder Miesmuschelschalen. Grund für die Bernsteinanschwemmungen ist, dass das Wasser bei einem Sturm den Meeresboden ausspült. Im Winter hat Wasser aufgrund der niedrigen Temperatur eine höhere Dichte, die in etwa der von Bernstein entspricht. Dadurch kann der Bernstein leichter aus dem Sand an Land gespült werden.
Als Highlight dieser Wanderung finden wir kurz vor dem Wrack einen echten gelben Bernstein am Strand. So viel Glück hatten wir bisher noch nie!
Der Rückweg durch die Dünen im Inselinneren
Den Rückweg kann man auch wieder am Strand entlang machen. Das kommt aber auf die Kondition und die Zeit an, die man hat. Wir entscheiden uns angesichts des noch eingeschränkten Busfahrplans, die schnellere Alternativroute durch die Dünen im Inselinneren zurück zum Leuchtturm zu nehmen. Da vor wenigen Tagen noch quasi Winter auf der Insel herrschte, ist diese Wanderroute streckenweise sehr matschig und teilweise sogar überflutet. Unser Sohn beschließt daher, lieber den längeren Rückweg über den Strand zu nehmen. Teens haben ja auch unendlich Kondition.
Wir hüpfen im Slalom über die Matschlöcher, was um diese Jahreszeit wirklich kein Spaß ist. Als unsere Kinder ganz klein waren, entstand unser noch heute gebräuchlicher Spitzname für diese Strecke: “Das Tal des Todes”. Überall entlang des völlig unbeschatteten Weges liegen Skelette von Vögeln und Hasen, was dem Dünenweg einen Hauch von Wildwest und Abenteuer verleiht. Um die lange Strecke mit den Kids spannend zu halten, dachten wir uns damals wilde Geschichten rund um dieses “Tal” zwischen den Dünen aus und so hat sich dieser Name bei uns bis heute verewigt.
Ab dem Aussichtspunkt Peilbake auf der Möwendüne wird die Strecke aber wieder trockener und abwechslungsreicher. Die traumhafte Dünenlandschaft verführt uns zu etlichen Fotopausen. Das wird uns leider zum „Verhängnis“, denn wir schaffen die 8 Kilometer lange Strecke zurück bis zum Leuchtturm leider nicht bis zu unserem geplanten Bus. So machen wir noch eine kurze Kaffee- und Eispause am kleinen Flugplatz der Insel und nehmen den späteren und letzten Bus zurück. Knapp vor unserem Sohn kommen wir wieder in der Ferienwohnung an, der den gesamten Weg zurück in die Stadt zu Fuß gegangen ist!
Unsere Tipps für deine Wanderung zum Wrack auf Norderney
Diese Wanderung ist für Naturliebhaber und begeisterte Fotografen wirklich traumhaft schön. Ein paar Tipps für eine gelungene Wanderung haben wir hier für dich:
- Am besten solltest du dir einen trockenen und recht windstillen Tag für die Tour aussuchen, dann macht sie am meisten Spaß.
- Plane die Wanderung nach Möglichkeit so, dass du bei Ebbe am Wrack anlangst, so kommst du auch gut durch die Dünen und Salzwiesen wieder zurück.
- Die Wandertour ist dank der flachen Strecke zwar nicht körperlich anstrengend, erfordert aber rein durch ihre Länge von mindestens 14 Kilometern (ab Ostheller) schon einiges an Ausdauer. Für kleinere Kinder kann das leicht zu lang werden, es sei denn, man plant genügend Abwechslung und vor allem einen ganzen Tag Zeit ein.
- Wir würden dir empfehlen, mindestens eine Strecke am Wasser entlang zu gehen, das finden wir am schönsten.
- Gutes Schuhwerk sollte wirklich sein, da es auf dem Dünenweg an manchen Stellen recht rutschig sein kann.
- Auch Sonnenschutz ist von Vorteil, weil es auf der ganzen Strecke keinerlei Schatten gibt.
- Und wirf vorher einen Blick auf den Busfahrplan, damit du nicht den ganzen Weg zur Stadt zurück wandern oder lange auf den nächsten Bus warten musst.
- Denk unbedingt daran, dass du genügend Essen und Getränke mitnimmst, da es unterwegs keine Einkehrmöglichkeiten gibt!
Wir wünschen dir viel Spaß bei deiner Wandertour zum Wrack an der Ostspitze von Norderney!
Noch mehr Beiträge für Norderney-Fans
Wir haben unsere persönlichen Tipps für die Anreise nach Norderney und unsere liebsten Aktivitäten mit Kindern auf der Nordseeinsel für dich hier auf dem Blog. Lies schnell rein:
- Anreise nach Norderney: Tipps, wie Ihr garantiert stressfrei auf die ostfriesische Insel kommt
- Highlights für Kids auf Norderney: Unsere 10 liebsten Aktivitäten mit Kindern auf der Nordseeinsel
- Norderney mit Kindern: Familienurlaub an Ostern in Deutschland
Bei Marina von MS WellTravel findest du zudem tolle Tipps für Wellness und Thalasso auf Norderney. Hier geht es zu ihrem Beitrag.
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16 Kommentare
Liebe Susanne,
Glückwunsch zum Blog – endlich!
Tolle Fotos und ein schöner Text – bei allen drei Beiträgen.
Liebe Grüße
simoli75
Hallo Sanne,
ich war noch nie an der Nordsee, aber nach deinem Bericht beginne ich es ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Vielen Dank!
Liebe Grüße
Susanne
Liebe Susanne,
es freut mich sehr, wenn ich Dich durch meinen Bericht inspirieren konnte. Bald folgt noch mehr zur Norderney!
Viele Grüße von Sanne
Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung und die schönen Bulder! Bernstein habe ich bis dato leider noch nie am Strand gefunden- aber ihr gebt mir wieder Hoffnung
Liebe Josefine,
es freut mich sehr, wenn Dir mein Beitrag gefällt. Wir fahren jetzt schon seit 8 Jahren hin und haben zum ersten Mal Bernstein gefunden. Also nie die Hoffnung aufgeben :-).
Viele Grüße von Sanne
Liebe Sanne,
diese Wanderung hätte ich vor knapp 2 Jahren auf Norderney auch gern gemacht. Wir waren aber ohne Auto und mein Kurzer konnte unterwegs nicht mehr. Irgendwann holen wir das nach.
Liebe Grüße
Angela
Liebe Angela,
das müsst Ihr unbedingt machen. Wir haben es auch erst auf den zweiten Anlauf bis ganz vor zum Wrack geschafft.
Die Kids müssen wirklich etwas größer sein, sonst ist die Strecke zu weit. Aber es lohnt sich!
Viele Grüße von Sanne
Ich glaube, ich muss die Sache mit den ostfriesischen Inseln doch noch mal angehen…
Das solltest Du unbedingt – es lohnt sich!
Viele Grüße von Sanne
Sehr schönen Blog hast du hier. Ich blogge auch für mein Yoga & Lifestyle Blog ganzwunderbar. Dort habe ich auch einen schönen Artikle zum Thema „Yogaurlaube und Wandern” vorgestellt. Schau dioch gerne einmal vorbei:
https://www.ganzwunderbar.com/yogaurlaub-und-wandern/
Ganzwunderbare Grüße und ANamsté
Melanie
Moin Sanne,
sieht nach einer tollen Wanderung aus. Ich liebe Dünen und Meer und liebe es auch dort zu Fotografieren. Werde mir den Tip mit dem Wrack mal merken!! Danke.
Gruß Ben
Lieber Ben,
das ist wirklich eine traumschöne Wanderung für alle Meerliebhaber!
Und für Dich als Fotograf wirklich ein tolles Ziel.
Viele Grüße von Sanne
Hallo Sanne,
ein schöner Bericht über meine Lieblingsinsel. Hier war ich früher häufiger. Nun lebe ich in Bayern und habe die Nordsee und das Wattenmeer schon länger nicht mehr gesehen. Ein Grund mehr dort einmal wieder hinzufahren. Aber für mich geht es nach Juist. Ich bin schon gespannt.
Viele Grüße Jessica
Liebe Jessica,
vielen lieben Dank Dir! Wir waren auch einmal auf Juist, Norderney ist für uns aber immer wie Heimkommen.
Viele Grüße von Sanne
Wie schön der Strand da ist. Ich hatte ja überhaupt keine Ahnung . Die Wanderung hört sich wirklich fantastisch an und ich habe das Gefühle, dass Norderney völlig unerwartet dringend auf unsere Bucketliste muss. Vielen Dank für die Inspiration.
LG
Tina
Liebe Tina,
die Strände auf Norderney sind wirklich traumschön! Die Insel und vor allem den naturbelassenen Inselosten kann ich Dir nur empfehlen.
Viele Grüße,
Sanne