Durch weite Reblandschaften und pittoreske Fachwerkdörfer führt die berühmte Elsässer Weinstraße, immer am Fuße der Vogesen entlang. Wusstest du, dass du diese legendäre französische Touristenroute auch mit dem Fahrrad erkunden kannst? Die Véloroute du Vignoble verläuft parallel zur Autoroute durch die schönsten Orte im Elsass. Meine Freundin Alexandra hat mit uns eine herrliche Radtour für Genießer im nördlichen Teil der Elsässer Weinstraße gemacht. Hier kommt unser gemeinsam verfasster Erfahrungsbericht zu dieser erlebnisreichen E-Bike-Tour mit vielen Tipps zum Einkehren und Übernachten im Elsass.
Inhalt
Anreise ins Radfahrer-Paradies Elsass
Straßburg, die beliebte Hauptstadt der Region Elsass, liegt für uns gerade mal anderthalb Autostunden entfernt. Sie ist nicht nur ein sehr beliebtes Touristenziel, sondern gilt auch als Fahrradhauptstadt Frankreichs. Straßburg ist Ausgangspunkt eines sehr gut ausgebauten und ausgeschilderten Radwegenetzes durch das landschaftlich reizvolle Elsass.
Auf dem Weg nach Molsheim, dem Startpunkt unserer Radtour auf der Elsässer Weinstraße, überqueren wir den Rhein unterhalb von Straßburg. Die Pierre-Pflimlin-Brücke wurde gebaut, um die Europabrücke bei Kehl als wichtigste Rheinquerung ins Elsass zu entlasten. Benannt ist sie nach einem ehemaligen Straßburger Bürgermeister. Von hier aus ist es nur noch ein kurzes Stück auf der A352 bis nach Molsheim.
Die berühmte Elsässer Weinstraße
Die Elsässer Weinstraße verläuft auf 170 Kilometern Länge zwischen der elsässischen Ebene und den Vogesen. Von Nord nach Süd führt sie einmal durch die ganze Region Elsass. Die Autoroute beginnt in Marlenheim, einige Kilometer westlich von Straßburg. Von der elsässischen Hauptstadt aus führt sie weiter in Richtung Süden und endet westlich von Mulhouse in Thann.
Die Elsässische Weinstraße verbindet 70 pittoreske Ortschaften, die inmitten der Weinberge liegen. Einige Dörfer sind recht bekannte Touristenorte wie Kaysersberg, Riquewihr oder Obernai. Andere Fachwerkorte dagegen sind echte Elsass-Geheimtipps, darunter Molsheim und Barr.
Auf dieser beliebten touristischen Route durch das Elsass erwarten dich Natur, Kultur und Gastronomie bei über 400 Winzern. Mit dem Auto kannst du die Elsässer Weinstraße an einem Tag komplett erkunden.
Die berühmte Autoroute feiert übrigens in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag. Weitere Infos und eine Karte findest du hier.
Die Veloroute du Vignoble – die Elsässer Weinstraße für Radfahrer
Wie schön, dass man die Elsässer Weinstraße auch im Slow-Travel-Modus per Rad erkunden kann. Die Véloroute du Vignoble ist eine der schönsten Fahrradstraßen durch das Elsass. Diese Radroute ist rund 130 Kilometer lang und verläuft – wie auch die Autoroute auf der Elsässer Weinstraße – ebenfalls von Marlenheim im Norden bis nach Thann im Süden.
Die Radwege führen entlang der Osthänge der Vogesen durch herrliche Reblandschaften, zauberhafte Fachwerkdörfer und vorbei an trutzigen Burgruinen. Streckenweise verläuft die Radroute auf stillgelegten Bahntrassen und Abschnitten der ehemaligen Römerstraße.
Die gesamte Veloroute du Vignoble wird von den meisten Radlern in vier bis fünf Etappen mit Übernachtungen gefahren.
- Etappe 1: Marlenheim – Obernai
- Etappe 2: Obernai – Sélestat
- Etappe 3: Sélestat – Colmar
- Etappe 4: Colmar – Guebwiller
- Etappe 5: Guebwiller-Thann
Eine ausführliche Beschreibung aller Etappen mit Karte findest du hier.
Wir bauen die 1. Etappe der Véloroute du Vignoble streckenweise in unsere selbstgeplante 50-Kilometer-Rundtour ein. So kommen wir am Abend wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt nach Molsheim.
Unsere selbstgeplante E-Bike-Tour entlang der Elsässischen Weinstraße
Von Molsheim ins Winzerdorf Rosheim
Wir treffen uns am Ortseingang von Molsheim auf dem großen Parkplatz am Parc des Jesuites (Avenue de la Gare). Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel laden wir unsere E-Bikes ab. Wir queren den Markplatz und verlassen die Altstadt durch den Schmiedeturm, ein ehemaliges Stadttor aus dem 14. Jahrhundert.
Weiter geht es in Richtung der Brücke über das Flüsschen Bruche, dann sehen wir auch schon die kleinen grünen Radwegschilder des EuroVelo 5. Diesem Radfernweg folgen wir durch den kleinen Ort Dorlisheim bis nach Rosheim.
Im Winzerdorf Rosheim fahren wir durch eines der historischen Stadttore ins Zentrum des hübschen Fachwerkortes. Überall locken Bäckereien und Cafés zu einem zweiten Frühstück.
Auf einer alten Eisenbahntrasse nach Saint Nabor
Wir könnten nun weiter der EuroVelo 5 folgen, doch in Rosheim wartet der Einstieg in einen besonders schönen Abschnitt unserer Elsass-Radtour auf uns:
Die „Voie Verte – Portes Bonheur, Chemin des Carrières“ zwischen Rosheim und Saint Nabor.
Diese 11 Kilometer lange “Grüne Straße” verläuft auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse. Der Rad- und Wanderweg wird von zeitgenössischen Kunstwerken und Historientafeln gesäumt. Die Voie Verte streift die kleinen Ortschaften Boersch und Ottrott, immer mit Blick auf den mächtigen Odilienberg.
Kurz vor Saint Nabor endet die Voie Verte in einem Steinbruch mit einem einzigartigen eisernen Aussichtsturm (Belvédère). Wir klettern über die kunstvoll gewundene Treppe nach oben und genießen einen wunderbaren Blick über die Elsässer Weinberge und den heimatlichen Schwarzwald auf der anderen Seite des Rheintals.
Und wir sind ganz begeistert, als wir dank des klaren Wetters in der Ferne sogar den Turm des Straßburger Münsters erkennen können. Der Platz vor dem Aussichtsturm ist übrigens reich bestückt mit Bänken und Picknicktischen und eignet sich prima für einen kleinen Snack.
Lesetipp: Ebenfalls auf einer aufgelassenen Bahntrasse verläuft eine Etappe des Alpe Adria Radwegs: Auf 47 Kilometern führt der Pontebbana Radweg durch das Kanaltal, über Eisenbahnbrücken und durch alte Eisenbahntunnel.
Am Fuße des Odilienbergs nach Barr
Wer auf befestigten Wegen weiterfahren möchte, folgt nun der Radweg-Beschilderung in Richtung Barr. Wir wollen lieber auf der Höhe bleiben und fahren durch den kleinen Weiler Saint Nabor. Am Ortsende mündet unser Radweg in einen recht holperigen Waldweg. Dies scheint der Wanderweg zum Mont Sainte-Odile mit seinem ehemaligen Kloster zu sein. Wir folgen dem schmalen Weg bis zur Abbaye de Truttenhausen. Dann fahren wir hoch über dem Dorf Heiligenstein auf einem Forstweg weiter durch den Wald.
Als unser Radweg den Wald verlässt, sehen wir unter uns schon Barr im Tal liegen. Uns bietet sich ein atemberaubender Blick über fast unendlich scheinende Weinberge und Blumenwiesen. Die herrliche Abfahrt ins Tal genießen wir in vollen Zügen.
Durch eine enge Gasse mit uralten, windschiefen Fachwerkhäusern gelangen wir ins Zentrum von Barr, der Weinhauptstadt des Unterelsass. Wie schade, dass es noch viel zu früh für ein Gläschen Elsässer Wein ist.
Unser Kaffee-Kuchen-Tipp für Barr: Die Patisserie Oster befindet sich in einem wunderschönen Fachwerkhaus. Hier gibt es eine herrliche Auswahl an herzhaften und süßen Elsässer Kuchen- und Tortenspezialitäten.
Adresse: Patisserie – Salon de Thé J. Oster, 31 rue du Collège
Frankreichs Lebkuchen-Hauptstadt Gertwiller
Für uns ist Barr heute der südlichste Punkt unserer Radtour entlang der Elsässer Weinstraße. Nach unserem Exkurs über die Voie Verte – Portes Bonheur und unsere Runde durch den Wald steigen wir wieder in die Veloroute du Vignoble ein. Fast überall in Barr findet man schnell das kleine grüne Hinweisschild. Wir fahren jetzt wieder nach Norden zurück.
In Gertwiller müssen wir unbedingt anhalten, denn dieses kleine Dorf mit seinen rund 1.000 Einwohnern gilt als Frankreichs Lebkuchen-Hauptstadt. Mit dem Fahrrad kommen wir direkt an der Maison du Pain d´Epices vorbei, in der man das ganz Jahr über Lebkuchen kaufen kann.
Bummel im belebten Touristenort Obernai
Weiter geht es immer mit Blick auf die Vogesen durch schier endlos scheinende Weinberge, vorbei an Goxwiller und Bernardswiller nach Obernai.
Bei unserer Ankunft in Obernai sind wir erstaunt, wie groß dieses Städtchen ist und vor allem, wieviel hier los ist! Das bei uns recht unbekannte Obernai hat sich nach der Hauptstadt Straßburg zum zweitbeliebtesten Touristenort im Elsass entwickelt.
In der blumengeschmückten Fußgängerzone reiht sich eine Weinstube an die andere, es gibt Cafés, Restaurants und jede Menge Geschäfte. Die kleinen Gässchen laden zum Bummeln und Einkehren ein.
Auch wir stellen die Fahrräder ab und gehen zu Fuß auf Entdeckungstour. Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten Obernais zählen das historische Kornhaus am Marktplatz, der für das Elsass so typische Sechs-Eimer-Brunnen und die imposante Kirche Saints Pierre et Paul.
Rückkehr nach Molsheim
Jetzt genehmigen wir uns doch ein Glas Wein, bevor wir uns auf die letzte Etappe unserer Radtour zurück nach Molsheim begeben. Der EuroVelo 5 -Radweg führt uns vorbei an Bischoffsheim und über Dorlisheim nach Molsheim.
Durch den Schmiedeturm gelangen wir wieder zum von hübschen Fachwerkhäusern gesäumten Marktplatz Molsheims. Das beeindruckendste Gebäude ist die alte Metzig mit ihrer Freitreppe und dem Uhrturm. Früher war hier die Fleischerzunft untergebracht, heute ist es ein beliebtes Restaurant.
In der Spätnachmittagssonne lassen wir unsere Radtour auf der Elsässer Weinstraße Revue passieren und stoßen mit einem Apérol Spritz auf unser gemeinsames Wochenende an.
Unsere Radtour in Zahlen
- Fahrzeit ca. 3 h
- Strecke knapp 50 Kilometer
- 560 Höhenmeter
Wie immer haben wir unsere Tour auf Komoot für dich zum Nachradeln getrackt:
Dankeschön, liebe Alexandra, für diese erlebnisreiche Radtour entlang der Elsässischen Weinstraße!
3 einmalige Sehenswürdigkeiten an der Elsässer Weinstraße
Wer ein Wochenende oder einen Urlaub im Elsass verbringen möchte, sollte sich diese drei Sehenswürdigkeiten an der Elsässer Weinstraße nicht entgehen lassen:
1. Fort de Mutzig
Die Feste Kaiser Wilhelm II. wurde 1893 erbaut. Die ehemals größte geschlossene Panzerfestung Europas gehört weltweit zu den am besten erhaltenen Festungsbauten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Sie wurde umfangreich restauriert und kann mit Führung oder auf eigene Faust besichtigt werden.
Adresse: Rue du Camp, Dinsheim sur Bruche
2. Odilienberg
Der von Kloster Hohenburg gekrönte Odilienberg wird auch als der „Heilige Berg“ des Elsass bezeichnet. Diese beliebte Pilgerhochburg ist der Heiligen Odilia, der Schutzpatronin des Elsass, geweiht. Heute befindet sich hier ein Hotel mit Restaurant.
Der 763 m hohe Odilienberg thront über der Elsässischen Ebene und bietet viele Wanderwege und Aussichtspunkte. Ein 11 km langer Ringwall umgibt das Hochplateau des Mont Sainte-Odile. Um diese sogenannte Heidenmauer führt ein familienfreundlicher Wanderweg.
Adresse: Mont Sainte-Odile, Ottrott
3. Hochkönigsburg
Das beeindruckende Château du Haut-Koenigsbourg bei Orschwiller ist eines der meistbesuchten Ausflugsziele im Elsass und sogar ganz Frankreichs. Die 757 m hoch gelegene mächtige Burg thront auf einem Buntsandsteinfelsen am Rande der Vogesen. Die Besichtigung ist eine Reise ins Mittelalter und eigentlich ein absolutes Muss bei einem Besuch im Elsass.
Adresse: Château Haut Koenigsbourg, Orschwiller
Elsässer Spezialitäten, die du unbedingt probieren solltest
Ins Elsass fahren wir auch immer wegen des fantastischen Essens. Hier ein paar unserer liebsten Elsässer Spezialitäten:
- Tartes flambées (Flammekueche): Die typischen Elsässer Flammkuchen sind am besten in den gratinierten Varianten (mit elsässischem Münsterkäse). Lecker zum Abschluss als Dessert sind die süßen Apfel-Zimt-Flammkuchen, die meist mit Calvados flambiert werden.
Achtung: Tartes flambées werden in Restaurants fast immer nur abends serviert. Bestellt wird übrigens traditionell EIN Flammkuchen für alle am Tisch. Der wird in Stücke geschnitten und mit den Fingern gegessen! - Bibeleskäs: Das ist die alemannische Bezeichnung für Quark. Der elsässische “weiße Käs” wird mit Kräutern garniert und Kartoffeln serviert. Perfekt für Vegetarier in der ansonsten Fleisch-lastigen Elsässer Küche.
- Choucroute: Sauerkraut wird im Elsass meistens mit verschiedenen Stücken Fleisch oder Wurst serviert.
- Kougelhopf: Der Elsässer Gugelhupf wird aus aus Hefeteig gebacken. Himmlisch lecker sind die kleinen Gugelhupf-Varianten, die es in allen Bäckereien und Konditoreien zu kaufen gibt.
- Tartelettes: Ohne diese kleinen hübsch verzierten Obstküchlein kommen wir nie aus dem Elsass nach Hause. Die Auslagen der Patisserien sind einfach immer zu verlockend.
Übernachten an der Elsässer Weinstraße
Unser Hoteltipp
Alexandra und ihr Mann haben im Hôtel L’Ours de Mutzig übernachtet. Das kleine Landhotel im Herzen von Mutzig liegt direkt am Beginn der Elsässer Weinstraße und bietet sogar einen Außenpool. Das Frühstücksbuffet ist wirklich reichhaltig mit vielen französischen Leckereien.
Buche gleich hier dein Zimmer im Hôtel L’Ours de Mutzig* (Link zu Booking.com).
In der Brasserie des L’Ours de Mutzig haben wir nach unserer Radtour ein sehr leckeres und herzhaftes französisches Abendessen genossen. Dieses kleine unscheinbare Hotel-Restaurant ist ein echter Geheimtipp!
Übernachten mit dem Wohnmobil
Mein Mann und ich sind bereits einen Tag früher ins Elsass angereist. Mit unserem Bulli standen wir die erste Nacht auf einem sehr ruhigen Camper-Stellplatz bei einem Winzer in Wolxheim.
(1 Nacht kostenfrei, nur Servicegebühr 2,50 € über AlpacaCamping).
Frühstückstipp: In der Pâtisserie Klugesherz gibt es herrliche Törtchen, duftende Croissants, Baguettes und natürlich den typischen Kougelhopf.
Adresse: 43 rue de Molsheim, Soultz-les-Bains
Die zweite Nacht durften wir mit unserem Bulli auf einem kleinen Parkplatz hinter dem Hotel unserer Freunde stehen. Am nächsten Morgen konnten wir gemeinsam das üppige Frühstücksbuffet des Hotels genießen (12 €/Person).
Weitere Tipps für erlebnisreiche E-Bike-Touren
- Ein anderes Paradies für Radfahrer haben wir vor wenigen Wochen erkundet. Lies gerne unseren Beitrag übers Radfahren im Münsterland.
- Radle auf dem Badischen Weinradweg durch den Kraichgau.
- Durch die Streuobstwiesen am Früchtetrauf führt die Große Streuobst-Tour bei Tübingen.
- Erkunde das Lahntal mit dem E-Bike auf dem Lahnradweg.
- Wie wäre es mit einer Tour auf dem Rheinradweg durch das Romantische Mittelrheintal?
- Eine herrliche mehrtägige Radtour ist der Alpe Adria Radweg von Österreich an die italienische Adria.
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