Neapel – das ist explosive Lebensenergie und Eleganz mit einem morbiden Touch. „Neapel sehen und sterben“ schrieb schon Goethe in seinem Reisebericht „Die italienische Reise“ über die süditalienische Stadt.
Auf der Suche nach dem authentischen Italien ihrer Kindheit hat meine Freundin Ellen natürlich auch Neapel, die vielleicht italienischste aller Städte, erkundet. Im zweiten Teil ihres großen Italien Reiseberichts zeigt sie dir die schönsten Neapel Sehenswürdigkeiten und verrät ihre besten Tipps für einen Tag in Neapel.
Inhalt
Neapel: Tipps für die vielleicht italienischste aller Städte
„Vedi Neapoli e poi muori! – Sieh Neapel und dann stirb!“
Solche Übertreibungen waren in der Romantik zu Zeiten Goethes „in“. Dass wir nach einem Tag in Neapel ein weiteres Mal kommen werden, wissen wir bald: Denn was wir erleben, ist eine Wucht an Eindrücken.
Hier ein paar Fakten, bevor unser großer Neapel Erfahrungsbericht startet:
- Neapel oder auf Italienisch “Napoli” ist mit rund einer Million Einwohnern nach Mailand und Rom die drittgrößte Stadt Italiens.
- Sie ist die Hauptstadt der Region Kampanien und wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Süditaliens.
- Neapel liegt am Fuße des Vesuv, eines aktiven Vulkans.
- 1995 wurde die gesamte Altstadt Neapels zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Neapel Reiseführer
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- Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag: Ischia, Sorrent, Capri, Amalfi. Individuelles Reisen mit vielen praktischen Tipps MM-Reisen
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Anreise nach Neapel
- Anreise nach Neapel per Flugzeug: Günstige Flüge nach Neapel, z. B. ab Stuttgart mit einer Flugzeit von knapp 2 Stunden, bietet EUROWINGS bereits unter 200,- Euro an (Hin- und Rückflug).
- Von Amalfi nach Neapel mit dem Bus: Für unsere Reise zu den schönsten Orten Süditaliens haben wir uns ein Hotel an der Amalfiküste ausgesucht. Der SITA-Bus fährt einmal pro Tag in etwas mehr als eineinhalb Stunden von Amalfi direkt nach Neapel. Die Tickets sind extrem günstig, aber nicht beim Busfahrer zu haben. Kaufen musst du sie vorab – in jeder Tabaccheria oder den Tourist-Infopunkten.
- Von der Amalfiküste nach Neapel mit der Fähre: Zweifellos die schönste Anreisemöglichkeit nach Neapel ist die Fähre. Von Amalfi gibt es eine Direktverbindung nach Neapel.
Neapel Übernachtungstipps und Alternativen nebenan
Wir haben von der Amalfiküste aus nur einen Tagesauflug nach Neapel gemacht und können dir deshalb kein Hotel in Neapel empfehlen.
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Die beliebtesten Neapel Sehenswürdigkeiten & unsere Tipps
Um 6.40 Uhr steigen wir in unserem Amalfi-Küstenstädtchen Maiori in den SITA-Bus. Auf der Fahrt entlang der Küste kreisen unsere Gedanken darum, wie wir in einem Tag in Neapel am meisten vom Spirit dieser vielleicht „italienischsten“ aller Städte Italiens aufnehmen können.
Denn: Neapel ist eine Überforderung, ob man viel oder wenig Zeit hat.
Das Elena Ferrante-Feeling in Neapel
Das Elena Ferrante-Feeling ist gekommen, als der Bus an den Häusern der Rioni, der ärmlichen Vorstädte, entlangfährt. Die Nähe von Arbeitervierteln, in denen die „Genialen Freundinnen“ Lenù und Lila im gleichnamigen Bestseller-Roman zusammen aufgewachsen sind.
Eine Vorstellung der Salumeria, in die die „Geniale Freundin“ Lila eingeheiratet hatte. Mit ihrer Energie hielt sie nicht nur ihre Freundin Lenù in Bann, sondern zeitweise ein ganzes Rione (ein Stadtviertel) inklusive der Mafiosi.
Du kennst den Bestseller „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante nicht? Dann solltest du ihn dir unbedingt zur Vorbereitung für deinen Neapel-Besuch anschaffen. Hier alle 3 Bände der Neapolitanischen Saga:
Auf der Busfahrt machen wir die Bekanntschaft einer Biologin auf dem Weg zu ihrem Institut am Corso Umberto I. Stolz ist sie gerade aus Amsterdam zurückgekommen, wo sie für ihre Forschungsergebnisse zu kardiovaskulären Erkrankungen ausgezeichnet wurde.
Schon zwei Stationen vor der Endstation Varco Immacolatello steigen wir mit ihr aus. Wie schön, dass sie uns durch das Labyrinth von gerade erwachenden Gassen bis ins bunte Herz Neapels, ins centro storico, begleitet.
In die Via San Biagio dei Librai, im Volksmund Spaccanapoli genannt, die berühmteste der drei Decumani. Das sind die Parallelstraßen, die die Stadt seit griechisch-römischer Zeit rasterartig von West nach Ost gliedern. Ein Espresso zum Abschied und die Empfehlung ihrer Lieblings-Pizzeria, dazu gleich mehr.
Spaccanapoli: Von allem zu viel und zu blau
Einer der „Librai“, der Buchhändler, die der Straße ihren Namen gaben, war der Vater des in Neapel seit dem 18. Jahrhundert verehrten Geschichts- und Rechtsphilosophen Giambattista Vico.
Wirklich alles Mögliche findet man heute in den zahllosen Läden. Alles ist zu viel, zu laut, zu chaotisch und zu blau. Das war die vorherrschende Farbe der Spaccanapoli und ihrer Seitengassen. Blau ist die Farbe des SSC Napoli, der 2023 die italienische Fußballmeisterschaft gewann.
Dicht an dicht spannen sich zwischen den Häusern Girlanden mit zahllosen blauen Fähnchen. Blau ist sogar die Beleuchtung vieler altarini, der Altärchen an fast jeder Hausecke mit den Bildern von Madonnen, Heiligen oder verstorbenen Familienmitgliedern. Selbst wenn es die Neapolitaner mit dem einzigen Gott nicht so ernst nehmen sollten – dann aber mit dem Fußballgott Diego Maradona, der in flächigen Wandbildern verehrt wird.
Die Maradona-Gedenkstätte macht die Bar Nilo zur Kultbar. Dort sehen wir im goldenen Rahmen eine Haarlocke Maradonas und genießen einen sehr guten Espresso und Sfogliatelle Napoletana. Diese Blätterteigtaschen mit einer Füllung aus Ricotta und kandierten Orangenwürfeln musst du unbedingt probieren!
Neapel Sehenswürdigkeiten: Der Dom von Neapel
Weiter geht es über die Via del Duomo zur Kathedrale von Neapel. Der Duomo di Santa Maria Assunta ist das Wahrzeichen der Stadt und die wohl bekannteste Neapel Sehenswürdigkeit. Er ist außerdem Reliquienstätte des Stadtpatrons San Gennaro (Januarius) und trägt daher zudem den Namen Cattedrale di San Gennaro. Hier geht die Volksfrömmigkeit weiter, denn dreimal im Jahr flehen die gläubigen Neapolitaner den Stadtheiligen an, die Stadt auch diesmal wieder durch das „Blutwunder“ zu schützen.
Im gleißenden Sonnenlicht des späten Vormittags haben wir das opulente Innere des Doms mit den vielen Seitenkapellen fast für uns allein. Wir nehmen den Dom als prächtigstes und schönstes Bauwerk der Stadt mit. Nicht zuletzt durch die vielen Baustile von der Gotik, der Renaissance über den Barock bis zur Neugotik. Aus dem 17. Jahrhundert stammt der heiligste Ort Neapels, die Cappella di San Gennaro mit der Blutreliquie des Stadtpatrons. Mit den Gewölben, Kuppelfresken und Altarbildern gilt die Kapelle gilt als einzigartiges Beispiel des neapolitanischen Barock.
Neapel Besuch: Nicht ohne eine Pizza „Napoletana“
So viel Kunst und Architektur machen Appetit, und für den Nachmittag haben wir noch einiges vor. Zurück geht es die kurze Strecke bis zur Via dei Tribunali, einer der drei Decumani. Dort besuchen wir die Pizzeria I Decumani, der Neapel-Insidertipp unserer morgendlichen Begleiterin.
Wusstest du, dass die Pizza im 19. Jahrhundert in Neapel erfunden wurde? Kaum erwarten können wir das als Geheimrezept angekündigte fluffige Wunderwerk: die Pizza Napoletana, das berühmteste neapolitanische Gericht. Das Original ist eine Tricolore – nur mit frischem Tomatensugo, Büffelmozarrella und Basilikum.
Noch ein Espresso in dieser an wirklich gutem Espresso reichen Stadt, die sich jetzt immer mehr füllt mit Bewohnern und Besuchern wie uns.
Und dennoch bestimmen immer noch die Einheimischen das Straßenbild. Das tägliche Leben der Neapolitaner spielt sich in den Straßen und auf den Plätzen der Stadt ab und neben den zahllosen Souvenirgeschäften befinden sich die kleinen Läden – Metzger, Bäcker und Gemüsehändler sowie Bars und Restaurants.
Stilbruch? Quartieri Spagnoli und Toledo
Den dritten Teil unseres Tages in Neapel widmen wir einem faszinierenden Kontrast: dem Nebeneinander des Arbeiterviertels Quartieri Spagnoli und des eleganten Stadtteils Toledo.
Durch die überbevölkerten engen Gassen gehen wir hinunter zum eleganten Corso Umberto über die Via Toledo hinein in die Quartieri Spagnoli, etwas außerhalb des centro storico. Ein Viertel, das im 16. Jahrhundert während der spanischen Besatzung für die Unterbringung von Truppen gebaut wurde.
Die engen Gassen hängen voll Wäsche, der Lärm der „Motorinos“ ist ohrenbetäubend, weiß-rot-karierte Deckchen zieren die winzigen Tische vor den Trattorien. In den „Bassi“, den kleinen Erdgeschosswohnungen mit meist offenen Türen und Fenstern und immer laufendem Fernseher wohnen Familien und Großeltern zusammen. Auch wenn man wenig Zeit hat, ist ein Neapel-Besuch nicht vollständig ohne einen Rundgang durch dieses Viertel, auch wenn es wegen Kleinkriminalität in Verruf ist.
Befinden wir uns in der gleichen Stadt? So groß ist der Kontrast: Die Via Toledo, eine klassische Einkaufsstraße, trennt die Quartieri Spagnoli von der nur einen Steinwurf entfernten eleganten Welt.
Im Mittelpunkt der Palazzo Reale an der Piazza Plebiscito, ein großzügiger und ruhiger Streifen und Gegenpol zu den engen und lärmenden Straßen. Bis 1861 diente der Palast als Residenz des Königshauses Bourbon-Sizilien und das Königshaus Savoyen residierte hier bis 1946.
Neapel Sehenswürdigkeiten: Galleria Umberto I
Der Nachmittag schreitet fort und so ist es fast ein Segen, dass in einem Radius von 200 Metern die beliebten Neapel Sehenswürdigkeiten Palast, Oper, Kirche und die Galleria Umberto I (eine Konkurrentin der Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand!) liegen. Im Teatro San Carlo sang einst der legendäre neapolitanische Tenor Enrico Caruso und noch heute zählt es zu Italiens führenden Opernhäusern.
Die 130 Jahre alte Galleria Umberto I ist eine der prachtvollsten Einkaufsgalerien Europas. Sie entstand im „rinasimento”, als in den 30 Jahren vor 1914 das überbevölkerte Stadtviertel saniert und heruntergekommene Häuser durch moderne elegante Bauten und öffentliche Plätze ersetzt wurden.
Wir treten ein über das größte Portal der Galerie, das sich zum Platz des Teatro San Carlo öffnet und sind fasziniert: Zwei kreuzförmig angeordnete Passagen der Galerie vermischen Renaissance- und Barockelemente und treffen sich in einer 56 Meter hohen Glaskuppel.
Neapel Must-See: Gran Caffè Gambrinus
Letzter Höhepunkt unseres eintägigen Neapel-Besuches ist das Gran Caffè Gambrinus. Ein echtes MUST-SEE in Neapel. Das Gran Caffè Gambrinus ist seit 1860 ein Literaturcafé, wie herübergeweht aus der Belle Epoque. Hier saßen schon Berühmtheiten wie Oscar Wilde, Jean-Paul Sartre oder Ernest Hemingway und genossen Espresso aus Tassen, die zuvor in kochendem Wasser gebadet wurden.
Verewigungen dieser Art kann man sich nur in Neapel vorstellen: in einer Glasvitrine ist die noch ungespülte Tasse ausgestellt, aus der Angela Merkel bei ihrem Besuch des Kultcafés im Jahr 2014 Espresso trank. Zum richtigen Zeitpunkt sind wir am richtigen Ort oder haben einfach nur Glück: Ein livrierter Ober begleitet uns zu einem Fensterplatz auf der linken Seite des Salons: Schöner kann ein Neapel-Besuch nicht enden als mit Expresso und Babà, ein in Rum getränkter Hefekuchen.
Wir werfen noch einen schnellen Blick in die Fortsetzung der Via Toledo und gleichsam ihrer Steigerung – in die Via Chiaia mit den exklusivsten und teuersten Boutiquen Neapels. Dann machen wir uns, vom Erlebten beglückt und ermattet zugleich, auf zur Bushaltestelle am Varco Immacolatello. Von dort aus fährt der SITA-Bus (oh Wunder?!) pünktlich um 17.30 Uhr in Richtung Amalfi ab.
Weitere Teile des großen Italien Reiseberichts
Unser nächstes Reiseziel nach Neapel ist die berühmte Ruinenstadt Pompeji. Der Vesuv legte diese Stadt 79 n. Chr. in Schutt und Asche, und sie wurde erst im 18. Jahrhundert wiederentdeckt. Was wir in Pompeji erlebt haben, erzähle ich dir im dritten Teil unseres großen Italien Roadtrips.
Sei gespannt!
Hier geht es zu den anderen beiden Erfahrungsberichten:
- Amalfiküste: Urlaub im Paradies für Dichter, Musiker & Hollywood-Stars
- Pompeji: Alles, was du für deinen Besuch in der berühmten Ruinenstadt wissen musst
Über meine Gastautorin Ellen
Ellen kenne ich seit vielen Jahren, zuerst als Kollegin, dann als Freundin. Sie wäre meine erste Wahl, sollte ich eines Tages bei Günter Jauchs „Wer wird Millionär?“ einen Telefon-Joker benötigen. Keine ist so bewandert in Kunst und Kultur wie sie. Ich freue mich sehr, dass sie ihre herrlich nostalgischen Italien Reiseberichte mit vielen Geheimtipps hier bei mir auf dem Blog teilt.
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