Sole, Moor und Quellwasser machen den Teutoburger Wald zum „Heilgarten Deutschlands“. In der Urlaubsregion findest du mehr als zwei Dutzend Heilbäder und Kurorte. Diesen Herbst durfte ich zwei historische Staatsbäder in Ostwestfalen-Lippe kennenlernen: Bad Oeynhausen und Bad Salzuflen zählen zu den schönsten Kurorten Deutschlands.
Absolut einzigartig macht beide Kurbäder, dass sie mehrere Thermalsolequellen besitzen. Bei einer Führung in Bad Oeynhausens Kurpark bestaunte ich die einmalige Bäderarchitektur aus der Blütezeit des Kurwesens. Zu Bad Salzuflens beliebtesten Sehenswürdigkeiten gehört ebenfalls der Kurpark. Dort verbrachte ich einen herrlich entspannten Tag mit Sole-Erlebnissen für alle Sinne wie Freiluftinhalation, Trinkkur und Aqua-Floating. Hier kommt mein Erfahrungsbericht mit vielen Tipps für deinen Besuch.
Inhalt
(Sole)Thermalbäder in Deutschland
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Ehrlich gesagt, kannte ich vor meinem Kurztrip in die Urlaubsregion Teutoburger Wald weder Bad Salzuflen noch Bad Oeynhausen. In meiner Heimatregion, dem Nordschwarzwald, ist quasi jeder zweite Ort ein Kurbad. Darunter finden sich auch ein paar der bekanntesten Kurorte Deutschlands wie Bad Wildbad, Bad Liebenzell, Bad Teinach und natürlich Baden-Baden. Alle diese Kurbäder haben Thermalquellen. Ihr Kurangebot basiert auf der heilenden Wirkung des mineralreichen Wassers aus der Tiefe.
In einem Solebad war ich bisher noch nie und deshalb wollte ich unbedingt mehr über die besondere Wirkung dieses Heilwassers erfahren.
Seit Jahrtausenden nutzen Menschen die heilende Kraft der Sole. Das sogenannte „weiße Gold“ sprudelt aus unterirdischen Heilquellen.
Unter Sole versteht man Quellwasser, das mehr als 14 Gramm gelöste Bestandteile pro Liter enthält. Davon müssen mindestens 5,5 g Natrium- und 8,5 g Chloridionen sein, also gelöstes Kochsalz. Darüber hinaus hat Sole einen hohen Gehalt an Mineralsalzen wie Jod, Schwefel und Radon.
Ist die Sole mindestens 20 Grad warm, ist es eine Thermalsole. Sonst spricht man von Kaltsole.
Sole hat eine lange Tradition als natürliches Heilmittel, das sowohl äußerlich als auch innerlich wirkt. Sole-Anwendungen, wie zum Beispiel Solebäder, Soleinhalationen und Trinkkuren helfen bei einer Vielzahl von gesundheitlichen Beschwerden. Die heilende Kraft der Sole wird zur Behandlung von Erkrankungen der Haut, der Atemwege und des Bewegungsapparates angewendet. Außerdem stärkt die Sole das Immunsystem und kann bei Stoffwechselstörungen und Verdauungskrankheiten helfen.
Spannende Zeitreise durch die Geschichte der Bäderarchitektur im Kurpark Bad Oeynhausen
Zuerst geht es für mich nach Bad Oeynhausen, das ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Kurorten Deutschlands zählte. Bis heute ist das Kur- und Heilbad dank seiner Sole-Anwendungen ein beliebtes Ziel für Reha-Patienten und Wellness-Liebhaber.
Bei einem geführten Spaziergang erkunde ich den historischen Kurpark Bad Oeynhausen, die beliebteste Sehenswürdigkeit der Stadt. Eine einzigartige Bäderarchitektur gruppiert sich um die 26 Hektar große grüne Oase. Sie zeugt von der mondänen Kurvergangenheit des Staatsbads.
Wo liegt Bad Oeynhausen?
Falls du – wie ich zuvor – Bad Oeynhausen noch nicht kennst: Die 50.000 Einwohner-Stadt liegt im Nordosten Nordrhein-Westfalens, zwischen Bielefeld, Osnabrück und Hannover. Sie ist umrahmt von den Höhenzügen des Wiehengebirges im Norden und des Lipper Berglands im Süden.
Die Geschichte des Staatsbads Bad Oeynhausen
Bad Oeynhausen und die Salzgewinnung
Nach der Entdeckung der ersten Solequelle befahl König Friedrich II. den Bau einer Saline, die den Namen „Königliche Saline Neusalzwerk“ bekam. 1753 wurde erstmals Siedesalz in Bad Oeynhausen produziert.
Bad Oeynhausen wird Kurort
Bei der Bohrung zur Erschließung weiterer Salzvorkommen stieß der Berghauptmann Karl von Oeynhausen 1839 auf eine Thermalsolequelle. Der Grundstein für den Kurort war gelegt, der 1845 verstaatlicht wurde. 1848 verlieh Friedrich Wilhelm IV. dem Kurort nach dem Entdecker der Thermalsolequelle den Namen „Königliches Bad Oeynhausen“.
Superlative der Solequellen Bad Oeynhausens
Seither wurden zahlreiche Quellen zur Salz- und Thermalsolegewinnung in Bad Oeynhausen erbohrt. Darunter finden sich auch zwei Superlative:
- Die 1973 erbohrte Quelle des Alexander-von-Humboldt-Sprudel ist mit 1034 m die weltweit tiefste erschlossene Quelle.
- Der 1926 erbohrte Jordan-Sprudel gilt als die als größte kohlensäurehaltige Thermalsolequelle der Welt. Die Fontäne des Jordansprudels ist das Wahrzeichen der Stadt Bad Oeynhausen. Sie sprudelte früher über 50 Meter in die Höhe.
Bad Oeynhausen nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Bad Oeynhausen Sitz des Oberkommandos der britischen Militärregierung, bevor diese nach der Potsdamer Konferenz nach Berlin umzog. In dieser Zeit wurden die prachtvollen Badehäuser als Möbel- und Bekleidungslager genutzt. Der Kurpark und die Gebäude wurden durch Panzerfahrten und mehrere Brände schwer beschädigt.
In den 1960er Jahren musste der Kurpark schließlich nach Plänen des Gartenarchitekten Hermann Mattern komplett umgestaltet werden.
Ab den 1970er Jahren boomte das Kurwesen in Deutschland. Die riesige Menge an Kurgästen ermöglichte den Bau zahlreicher neuer Kurkliniken in Bad Oeynhausen.
Bad Oeynhausen heute
Nach den Gesundheitsreformen zu Beginn der 1990er-Jahre brachen die Kurgastzahlen massiv ein. Bad Oeynhausen besitzt zwar noch den Namen “Staatsbad“, die Bäder werden aber nicht mehr vom Land NRW, sondern privat betrieben.
Deutschlandweit bekannt ist Bad Oeynhausen heute für seine zahlreichen Spezialkliniken. Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen ist das größte Herztransplantationszentrum in Europa.
Der Kurpark Bad Oeynhausen: Architekturmuseum des 19. Jahrhunderts
In Bad Oeynhausen bildet nicht der Markplatz das Herz der Stadt, sondern sein riesiger Kurpark. Der Kurpark und die ganze Stadt Bad Oeynhausen entwickelten sich quasi rund um die Quelle herum.
Deshalb treffe ich Christian Barnbeck, meinen Gästeführer für Bad Oeynhausen, direkt am Kaiserpalais im Kurpark. Christian ist nicht nur studierter Archäologe, sondern auch in Bad Oeynhausen geboren. Das wird übrigens „Öhnhausen“ ausgesprochen, wie ich als erstes lerne.
Insider-Genusstipp für Bad Oeynhausen:
Wir starten unseren Stadtrundgang ganz nach meinem Geschmack mit Kaffee und Kuchen. Christian weiß, wo es den besten Kuchen und Kaffee der Stadt gibt. Die Kuchenauswahl im Café Finselbach (Klosterstr. 9) ist einfach grandios und der Cappuccino im Café Casablanca (Klosterstr. 5) wird mit sehr viel Liebe zubereitet.
Beim Architektur-Spaziergang durch den Kurpark Bad Oeynhausen lerne ich, was diesen Park so einzigartig macht. Und auch, warum die Preußen griechische Tempel und römische Villen in Ostwestfalen gebaut haben.
Die Entstehung des Bad Oeynhausener Kurparks
Mitte des 19. Jahrhunderts ließ König Friedrich Wilhelm IV. den 26 Hektar großen Park anlegen, nachdem in Bad Oeynhausen die erste Thermalsolequelle entdeckt worden war. Bad Oeynhausens Kurpark wurde nach den Plänen des berühmten preußischen Gartenbaumeisters Kurpark Peter Joseph Lenné entworfen. Vorbild waren die englischen Landschaftsparks.
Ein Spaziergang durch den riesigen Kurpark ist wie eine Zeitreise durch die Architekturgeschichte. Die prächtigen alten Gebäude, die den Park einrahmen, sind Zeugnis der mondänen Kur- und Bädervergangenheit.
Dank der architektonischen Vielfalt seiner Bäderarchitektur wird der Bad Oeynhausener Kurpark auch als ein „Architekturmuseum des 19. Jahrhunderts“ bezeichnet. Er gehört zum European Garden Heritage Network (EGHN). Das Europäische Gartennetzwerk umfasst über 200 Parks und Gärten in 15 Ländern.
Die beeindruckende Bäderarchitektur im Kurpark Bad Oeynhausen
Im Kurpark finden sich zahlreiche Kurgebäude aus verschiedenen architektonischen Stilepochen. Die prachtvollen Gebäude im Stil des Klassizismus, Neobarocks und der Neorenaissance lassen bis heute erahnen, wie mondän die Kur- und Bäderwelt Bad Oeynhausens Anfang des 20. Jahrhunderts war.
1. Das spätklassizistische Badehaus I
Das 1857 eingeweihte Badehaus I ist ein klassizistischer Bau von Carl Ferdinand Busse, einem Schüler Schinkels.
2. Das Badehaus II im Stil der Renaissance
Das Badehaus II wurde 1885 eröffnet. Staunend stehe ich im beeindruckenden Kuppelraum mit seinen filigranen Wand- und Deckenmalereien. Das Bodenmosaik zeigt die Göttin der Gesundheit. Hier im Badehaus II kann man eine Badekur mit Thermalsole aus verschiedenen Quellen machen. Ein Solebad hilft bei Schuppenflechte, lindert Schmerzen und regt den Stoffwechsel an.
3. Das neobarocke Theater im Park
Das Theater im Park, ein Residenztheater im Rokkokostil, wurde 1915 eröffnet. Vorbild für das Bauwerk ist unverkennbar Schloss Monrepos bei Stuttgart.
4. Die neoklassizistische Wandelhalle mit Sole-Ausschank
Besonders beliebt war schon immer die innerliche Anwendung der Sole als Trinkkur. Dabei sollte ein Glas Heilwasser pro Tag langsam und am besten bei einem Spaziergang getrunken werden. Deshalb wurde 1926 die neoklassizistische Trink- und Wandelhalle errichtet.
Das Hauptgebäude ist in der Form eines griechischen Tempels gebaut. Die Seitenflügel haben die Form griechischer Säulenhallen. Am kostenfreien Brunnenausschank kann man bis heute das Heilwasser aus dem Wittekind-Brunnen und der Thermal I Quelle trinken.
Natürlich muss ich traditionsreiche Ritual der Sole-Trinkkur ausprobieren. Während Christian und ich unser salziges Heilwasser trinken, flanieren wir zu den Klängen des Staatsbad Orchesters durch die Säulenhalle. Bad Oeynhausen hat nämlich noch ein fest angestelltes Kurorchester. Gesund kann die Sole ja sein, schmecken tut sie mir jedenfalls nicht.
5. Das neobarocke Kurhaus (Kaiserpalais)
Herzstück des Kurparks ist das 1908 eröffnete neobarocke Kurhaus, heute Kaiserpalais genannt. In dem imposanten Gebäude befinden sich heute das GOP Varieté-Theater Bad Oeynhausen, zwei Restaurants und ein Club. Das GOP ist ein Standort des berühmten Georgspalast in Hannover. Der Varieté-Saal des Kaiserpalais gilt als der schönste Deutschlands.
Bad Oeynhausen als erstes barrierefreies Staatsbad
Bad Oeynhausen gilt als absoluter Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit. Bereits 1925 waren alle Kureinrichtungen des Staatsbads für Rollstuhlfahrer barrierefrei zugänglich. Bad Oeynhausen wurde deshalb bekannt als die erste „Stadt ohne Stufen“.
Bis heute ist die Kurstadt perfekt für Menschen mit Beeinträchtigungen. Mit der touristischen Bimmelbahn „Emil – der Wolkenschieber“ (Emil steht für Elektrische Mobilität) können das Kurgebiet und die Parkanlagen im Sommerhalbjahr bequem erkundet werden.
Der Begriff „Wolkenschieber“ ist ein augenzwinkerndes Überbleibsel der mondänen Bädervergangenheit. Damals schoben Pflegekräfte die im Rollstuhl liegenden (und in die Wolken blickenden) Kurgäste durch die Stadt.
Nützliche Informationen zum Kurpark Bad Oeynhausen
- Parken: Parkhaus oder Parkplatz Kaiserpalais, Platz des Europarats 1, 32545 Bad Oeynhausen
- Öffnungszeiten Kurpark: ganzjährig kostenfrei zugänglich
- Kurparkführung: Tickets 7 €/Person, erhältlich in der Tourist Information im Haus des Gastes (im Kurpark)
- Weitere Stadtführungen und Rundfahrten findest du auf der Website des Staatsbads Bad Oeynhausen.
Weitere Erlebnis- und Wellness-Tipps für Bad Oeynhausen
- Das Festival „Parklichter“ im sommerlichen Kurpark:
Das dreitägige Festival „Parklichter“ mit Konzerten bekannter Musiker und einem riesigen Feuerwerk findet alljährlich Anfang August im Kurpark statt.
- Weihnachtsmarkt und Lichterglanz im winterlichen Kurpark:
Der Kurpark Bad Oeynhausen verwandelt sich in der Adventszeit in eine märchenhafte Kulisse von beleuchteten Sternen, Bäumen und historischen Gebäuden. Geplanter Start: 22. November 2021 - Freiluftinhalation am Gradierwerk im Sielpark Bad Oeynhausen:
Im Bad Oeynhausener Sielpark findest du das Brunnenhaus mit dem Bülowbrunnen, der ältesten noch existierenden Solequelle Bad Oeynhausens. Bei einer Besichtigung erfährst du, wie die Sole vor 200 Jahren erbohrt wurde und wie sich daraus Bad Oeynhausen entwickelte.
Der Bülowbrunnen speist das in den 1990er-Jahren errichtete Gradierwerk, ein Freiluft-Inhalatorium. Ein Spaziergang in der Nähe des Gradierwerks ist besonders für Allergiker und Asthmatiker wie ein Aufenthalt am Meer. - Wassererlebnis im Landschaftspark Aqua Magica:
Der als „Park der magischen Wasser“ bezeichnete Landschaftspark Aqua Magica wurde für die Landesgartenschau Bad Oeynhausen/Löhne im Jahr 2000 entworfen. Besonders beeindruckend ist der „Wasserkrater“, eine begehbare, unterirdische Brunnenskulptur. - Sole-Wellness in der Bali-Therme Bad Oeynhausen:
Am Rande des Kurparks findest du – mitten in Ostwestfalen-Lippe – ein indonesisches Inselparadies. Die Bali-Therme Bad Oeynhausen ist eine der schönsten Wellnessanlagen Deutschlands. In der Thermenlandschaft kannst du die heilende Kraft der Sole des Jordansprudels genießen. Mehr über die Bali-Therme erzählt Manuela von Landlinen.
Übernachtungstipps für Bad Oeynhausen
Mit einem Klick auf die Links kannst du deine Unterkunft in Bad Oeynhausen gleich buchen:
- Das moderne Hotel Vienna House Easy Bad Oeynhausen* liegt direkt zwischen Kaiserpalais und Bali-Therme.
- Das stylische City Hotel Bosse* ist ebenfalls nur wenige Schritte entfernt in der Innenstadt.
Sole-Erlebnisse in Bad Salzuflen: Wie ein herrlich entspannter Tag am Meer
Das ehemalige Salzsiedestädtchen Bad Salzuflen am Fuße des Teutoburger Waldes nennt sich selbst das „GlücksBad der Gefühle“. Ein solches erlebte ich tatsächlich bei meinem Ausflug in das nordrhein-westfälische Mineral- und Thermalsoleheilbad. Mit allen Sinnen durfte ich dort in das Thema Sole eintauchen. Zuerst beim Atemerlebnis am Gradierwerk, dann bei der Trinkkur im Kurpark und schließlich beim Aqua-Floating in Thermalsole.
Wo liegt Bad Salzuflen?
Bad Salzuflen hat etwas mehr als 50.000 Einwohner und liegt im nordrheinwestfälischen Kreis Lippe. Westlich davon liegt Bielefeld, östlich Lemgo und südlich Lage. Bad Salzuflen gehört zum Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge. Durch das Stadtgebiet ziehen sich die Flussauen von Salze und Bega, die hier mit der Werre zusammenfließen.
Die Geschichte des Staatsbads Bad Salzuflen
Bad Salzuflen und seine Solequellen
Der Name Bad Salzuflen ist Programm: Tief unter der Stadt liegen neun (!) Solequellen, also salzhaltige Quellen. Das salzhaltige Wasser stammt aus Überresten von Meeresarmen, die hier vor mehr als 200 Millionen Jahren ins Land reichten. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Salzgewinnung die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. Der Einfluss der Sole ist bis heute überall im Stadtgebiet zu spüren.
Entdeckung der Solequellen
Schon im 11. Jahrhundert wurde in der Salze-Niederung die erste solehaltige Quelle entdeckt und für die Salzgewinnung genutzt. Nach dem Bau eines Salzwerks wuchs um die Quelle herum eine Siedlung zur heutigen Stadt Bad Salzuflen heran. Im 19. Jahrhundert kamen weitere Quellen dazu.
- Der Leopold-Thermalsprudel ist das Wahrzeichen des Staatsbads Bad Salzuflen. Dank dieser Quelle wurde die Stadt zum Thermalbad.
- Die salzhaltigste und wärmste Quelle ist der Gustav-Horstmann-Sprudel. Der liefert 90.000 Liter mineralhaltige und 37,5 Grad warme Sole pro Stunde. Seine heilende Wirkung kannst du in den Thermalsolebecken der VitaSol Therme genießen.
- Der Sophienbrunnen ist der mineralhaltigste der drei Trinkbrunnen. Er fließt direkt in den Brunnenausschank der Wandelhalle.
- Der Thermalsprudel III ist im Eingangsbereich des Kurgastzentrums als blubberndes Wasserspiel zu bewundern. Er speist die Gradierwerke Bad Salzuflens.
Bad Salzuflens Altstadt im Stil der Weserrenaissance
Die historische Altstadt Bad Salzuflens zeugt vom ehemaligen Wohlstand der Salzsiederstadt. Die Fachwerkhäuser mit ihren prachtvollen Giebeln wurden im Baustil der sogenannten Weserrenaissance erbaut. In Bad Salzuflens Innenstadt ist eines der größten noch erhaltenen Weserrenaissance-Ensembles zu finden. Das älteste Haus ist rund 500 Jahre alt.
Die ersten Gradierwerke in Bad Salzuflen
1767 wurde das erste Gradierwerk in Bad Salzuflen errichtet. Die Gradierwerke stellen eine Modernisierung in der Salzproduktion dar. Ziel war es, die Salzgewinnung zu steigern und den Einsatz von Brennmaterial beim Salzsieden zu reduzieren.
Was ist eigentlich ein Gradierwerk?
Für mich absolut neu war der Begriff Gradierwerk. Ein Gradierwerk wird oft fälschlicherweise als Saline bezeichnet. Es ist aber nur ein Teil der Saline, also einer Salzgewinnungsanlage. Ein Gradierwerk dient dazu, den Salzgehalt der Sole zu erhöhen.
Das Gradierwerk besteht aus einem Holzgerüst, das mit Schwarzdornbündeln gefüllt ist. An denen rieselt die Sole herab. Dabei verdunstet Wasser durch Sonneneinwirkung und Wind. Gleichzeitig wird die Sole gereinigt. Die mineralischen Bestandteile, wie zum Beispiel Kalk und Eisenoxid setzen sich im Reisig als sogenannter Dornstein ab. Das Salz bleibt im Wasser gelöst und die Sole wird mit jedem Verrieseln reiner und konzertierter.
Bad Salzuflen bis zum Zweiten Weltkrieg
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Bad Salzuflen zu einem der meistbesuchten Heilbäder Deutschlands. Wie auch in Bad Oeynhausen errichteten die britischen Besatzungstruppen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ihr Hauptquartier in der kaum zerstörten Kurstadt.
Bis 1945 wurde in Bad Salzuflen mit Hilfe der Gradierwerke ausschließlich Salz gewonnen. Mit dem Einmarsch der Alliierten am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Salzproduktion eingestellt.
Das größte Kurbad Deutschlands in der Wirtschaftswunderzeit
In der Nachkriegszeit erlebte Bad Salzuflen eine neue Blüte des Kurbetriebs. Ab 1957 erlaubten die Sozialversicherungen Kuren zur vorsorglichen Erhaltung der Gesundheit. Bad Salzuflen wurde so während der nächsten eineinhalb Jahrzehnte zum größten Kurbad Deutschlands.
Gesundheit und Wellness anstelle der Salzgewinnung
Die Solequellen werden heute fast ausschließlich für den Kur- und Badebetrieb verwendet.
Bad Salzuflen Sehenswürdigkeiten: Die Gradierwerke und der Kurpark
Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Bad Salzuflens zählen die gewaltigen Gradierwerke. Sie stehen am Übergang der Stadt zum Kurpark und sorgen als eines der größten Freiluft-Inhalatorien Deutschlands für eine frische Meeresbrise inmitten der Stadt. Bis zu 600.000 Liter Sole rieseln täglich über die Schwarzdornwände und zerstäuben dabei zu feinstem Nebel. Das Ergebnis ist ein Mikroklima, das dem an der See gleicht.
Das Bad Salzufler ErlebnisGradierwerk
Das 2007 in Betrieb genommene ErlebnisGradierwerk zählt zu den modernsten Gradierwerken in Europa. Es ersetzt das älteste Gradierwerk der Stadt aus 1767, das bisher eines der Wahrzeichen der Salzsiederstadt war. Hier bekommst du einen Einblick in die Bau- und Funktionsweise der Gradierwerke. Das Gradierwerk wird sowohl von außen als auch von innen mit der aus bis zu 1.000 Meter Tiefe gewonnenen Sole berieselt.
Im Eingangsbereich des begehbaren Gradierwerkes führt eine Holztreppe auf die Aussichtsplattform. Von oben hat man einen herrlichen Blick über die Gradierwerke, die Bäderarchitektur Bad Salzuflens und den Kurpark. Im Inneren des ErlebnisGradierwerks führt ein Gang mit kleinen Ruhenischen in die Sole-Nebelkammer. Dort kannst du bei leiser Musik und besonderer Beleuchtung entspannen und die gesunde Luft atmen.
Öffnungszeiten ErlebnisGradierwerk: April bis Oktober, täglich 10 – 18 Uhr, Gradierwerk-Führung täglich 11 und 15 Uhr. Leider war das Erlebnis-Gradierwerk bei meinem Besuch wegen Corona geschlossen.
Atemerlebnis an Bad Salzuflens Gradierwerken
Ein Bummel entlang dieser ehemaligen Anlagen zur Salzgewinnung ist so gesund wie ein Spaziergang am Meer. Das möchte ich selbst erleben und treffe mich mit Frau Brünger am Gradierwerk zur Atemgymnastik. Unter ihrer Anleitung lerne ich die heilsame Wirkung des bewussten Atmens. Ich habe selbst Asthma und kann den positiven Effekt des Solenebels schon nach wenigen Atemzügen spüren.
Das 30-minütige Atemerlebnis am Gradierwerk ist für 2 Personen auf Anfrage buchbar. Alle Infos findest du auf der Website des Staatsbads Bad Salzuflen.
Sehenswürdigkeiten im Kurpark Bad Salzuflen
Nach meiner Atemgymnastik holt mich die Stadtführerin Sabine Mirbach am Gradierwerk ab. Sie zeigt mir ein paar der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Bad Salzuflens rund um den Kurpark. Das Autokennzeichen LIP stehe für „Leben im Paradies“, schwärmt sie von ihrer Stadt.
Wir betreten die Salzufler Parkwelten, die grüne Lunge der Stadt. Sie umfassen Kurpark, Landschaftsgarten und Stadtwald und reichen bis in den Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge. Der Kurpark ist das Herzstück der Salzufler Parkwelten. Er wurde vor 100 Jahren nach dem Vorbild englischer Gärten mit exotischen Bäumen und farbenfrohen Blumenbeeten angelegt.
1. Kurhaus Bad Salzuflen
Am Eingang des Kurparks liegt das im Jahr 1900 eröffnete Kurhaus. Das Kur- und Stadttheater Bad Salzuflen wurde direkt an den imposanten Jugendstilbau angebaut. Nach einem Brand in den 1980er Jahren musste das Kurhaus komplett umgebaut werden. Heute befindet sich darin ein Café und Restaurant sowie ein Veranstaltungszentrum.
2. Der Leopoldsprudel: Das Wahrzeichen Bad Salzuflens
Der Leopold-Thermalsprudel ist die bekannteste der neun Solequellen Bad Salzuflens und das Wahrzeichen des Kurortes. Mit seiner Erbohrung 1904/06 wurde Salzuflen zum fürstlichen Sole- und Thermalbad. Gleich beim Betreten des Kurparks über einen der südlichen Eingänge ist der weiße Pavillon des Leopoldsprudels inmitten der Grünanlage zu sehen.
3. Meererlebnis am Sole-Strand
Gemeinsam flanieren wir durch den Kurpark Bad Salzuflen und genießen weiter die gesunde Seeluft. Wie es sich für einen Spaziergang am Meer gehört, gibt es im Park sogar einen Sole-Strand mit weiß-blauen Strandkörben zum Entspannen.
4. Trinkkur in der Wandelhalle
Die rund 130 Meter lange Wandelhalle wurde Anfang der 1960er Jahre errichtet. Mit ihren imposanten Glasfronten ist die Wandelhalle ein typischer Vertreter der Bäderarchitektur der 1960-er Jahre. Gemeinsam mit der benachbarten Konzerthalle steht sie deshalb unter Denkmalschutz.
Den Mittelpunkt der Wandelhalle bildet das Brunnenhaus mit dem Trinkbrunnen. Ich gebe dem Sole-Heilwasser eine zweite Chance. Sabine und ich lassen uns ein Glas Sole ausschenken und wandeln während unserer Trinkkur durch die Räumlichkeiten. Aber auch heute werde ich kein Freund des extrem salzigen Wassers.
5. Mit der Plaudertasche in den Kurpark Bad Salzuflen
Wir beschließen, uns stattdessen eine kleine Kaffeepause zu gönnen. In der Wandelhalle ist das Café “WandelBar” mit seinem Angebot an selbstgebackenen Kuchen, Eis und kleineren Speisen zu finden. Eine nachahmenswerte Idee finde ich die „Plaudertasche“: Man lässt sich sein Picknick einfach in die Tasche packen und verzehrt es im Kurpark. Die Tasche wird anschließend wieder zurückgegeben. Sabine und ich setzen uns in den sonnigen Kurpark und plaudern eine Runde.
Erlebnis-Tipp: Aqua-Floating im Staatsbad Vitalzentrum
Sabine bringt mich zum Staatsbad Vitalzentrum, wo bereits Manja Lücking auf mich wartet. Sie wird mich beim Aqua-Floating im Thermalsolebecken des Vitalzentrums begleiten. Mein persönliches Highlight des Tages in Bad Salzuflen!
Das Baden in der 33°C warmen Thermalsole von Bad Salzuflen soll Schmerzen lindern, den Körper aktivieren und das Immunsystem stärken. Beim begleiteten Aqua-Floating (oder auch Aqua Watsu) wird der heilsame Effekt des schwerelosen Gleitens in Thermalsole durch erfahrene Therapeuten verstärkt. So verspricht es die Website. Ich bin sehr gespannt auf mein erstes Aqua-Floating!
Wenig später schwebe ich in der angenehm warmen Thermalsole. Nach ein paar Minuten gelingt es mir mit Manjas Hilfe tatsächlich, das Gedankenkarussell zu stoppen und mich voll auf das Aqua-Floating einzulassen. Ich erlebe Momente absoluter Tiefenentspannung.
Meine Eindrücke beim Aqua-Floating lassen sich kaum in Worte packen und schon gar nicht in Bilder. Du erlebst es am besten einfach selbst oder verschenkst das Erlebnis an einen lieben Menschen.
Alles Wissenswerte zum Aqua Floating
Du möchtest das Aqua-Floating mit Manja Lücking auch erleben?
- Wo: Im Staatsbad Vitalzentrum, Salinenstraße 1, 32105 Bad Salzuflen
- Einzelanwendung: ca. 45 Minuten, Kosten: 68 Euro
- Aquafloating für Zwei: ca. 60 Minuten, Kosten: 90 Euro.
- Soletraum in einer Kleingruppe (quasi ein Aqua-Floating zum Reinschnuppern): jeden Freitag 19:30 – 20:15 Uhr, 12,90 Euro/Person
- Weitere Informationen findest du auf der Website des Staatsbad Vitalzentrums
Weitere Tipps für Bad Salzuflen
- Wellness in der VitalSol Therme in Bad Salzuflen:
Die VitaSol Therme in Bad Salzuflen bietet eine Thermenlandschaft mit verschiedenen Solebecken und einem Miniatur-Gradierwerk zur Soleinhalation. - Bad Salzufler Weihnachtstraum:
Die Saldsiederstadt besitzt einer der schönsten und stimmungsvollsten Weihnachtsmärkte Nordrhein-Westfalens. Unzählige Holzhäuschen im Tiroler Hüttenstil stehen inmitten der idyllischen Fachwerkhäuser Bad Salzuflens. Geplanter Start: 24.11.2021
Nützliche Informationen für deinen Besuch in Bad Salzuflen
- Öffnungszeiten Kurpark: täglich 9-20 Uhr, mit SalzuflenCARD bis 22 Uhr
- Tagesticket: Im Sommer 4 Euro, Kinder 2 Euro, mit SalzuflenCARD frei. Im Winter freier Eintritt, 2 Euro bei Teilnahme am Aktiv-im-Park-Programm und Brunnenausschank
- Parken Bad Salzuflen: Parkplatz und Parkhaus Kurpark, Sophienstr. 5, 32105 Bad Salzuflen
- Weitere Informationen gibt es in der Tourist Information im Kurgastzentrum.
Übernachtungstipps für Bad Salzuflen
Mit einem Klick auf die Links kannst du deine Unterkunft in Bad Salzuflen gleich buchen:
- Das kleine, elegante Hotel KleinerGrünauer* ist in einem historischen Gebäude im Herzen Bad Salzuflens zu finden.
- Das 4-Sterne Kurpark-Hotel* befindet sich in bester Lage direkt am Eingang des Kurparks Bad Salzuflen.
- Das Romantik Hotel Arminius* ist ein historisches Hotel in der Altstadt von Bad Salzuflen mit eigenem Wellnessbereich.
Bei den mit * gekennzeichneten Links handelt es sich um sogenannte Affiliate Links. Wenn du über diese Empfehlungslinks etwas bestellst oder ein Zimmer buchst, erhalten wir eine kleine Provision. Für dich fallen dadurch KEINE zusätzlichen Kosten an.
Reiseführer-Tipps für den Teutoburger Wald
- Bojes, Ingmar (Autor)
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Transparenz ist mir wichtig:
Dieser Beitrag ist im Rahmen der TeutoBloggerWG entstanden, mit der ich im Teutoburger Wald auf Recherchereise war. Herzlichen Dank an Christian und Sabine für die Kurparkführungen in Bad Oeynhausen und Bad Salzuflen und an Manja für das unglaubliche Aqua-Floating.
Die TeutoBloggerWG 2021 fand im Rahmen des EFRE-Projekts „Zukunftsfit Digitalisierung“ statt. Das Projekt wird gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das Land NRW.
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2 Kommentare
Liebe Susanne,
da muss ich ja wohl kommentieren – schließlich bin ich 1 km jenseits der Stadtgrenze von Bad Oeynhausen aufgewachsen! Dein Artikel ist wirklich superinformativ – ich habe viel Neues erfahren und werde Weihnachten, wenn ich bei meiner Mutter bin, gleich mal auf deinen Spuren durch den Kurpark spazieren. Erwähnung findet Bad Oeynhausen übrigens in den “Buddenbrooks” von Thomas Mann: Der Großvater macht dort eine Sole-Kur. Das hat mich beim Lesen des Romans in der Schule ziemlich stolz gemacht ;-).
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
das ist ja cool, dass du aus Bad Oeynhausen kommst! Und danke für den Hinweis mit den Buddenbrooks, das fällt einem als Einheimischer natürlich beim Lesen auf.
Viele Grüße von Sanne